Hertie: Jetzt wird das Inventar verkauft

Ab heute öffnen sich die Türen des Kaufhauses noch einmal, damit Regale, Möbel und Dekorationsstoffe an den Mann gebracht werden können.

Velbert. Das Rätselraten geht weiter. Was geschieht mit dem Hertie-Haus? Wie wird es künftig genutzt, wenn überhaupt? In diesen Tagen sind die Schaufenster wieder mit Packpapier verklebt. Dahinter, vor Blicken von Passanten geschützt, wird der Verkauf des Inventars der Hertie-Häuser Velbert und Essen-Rüttenscheid vorbereitet.

Außerdem sollen dort Billigartikel wie etwa Dosenfutter und Spülmittel ihre Besitzer wechseln. Und spätestens am Jahresende ist der Spuk plangemäß wieder vorbei. Das ist jedenfalls, was Erwin Keller weiß. Er kümmert sich im Rathaus um die Wirtschaftsförderung in Velbert. Nicht erst, seit Mitte des Jahres das Aus von Hertie bekannt wurde, ist der Einzelhandel eines seiner Hauptthemen.

Und wann immer er gefragt wird, wehrt Keller sich gegen den Eindruck, dass das Wohl und Wehe der Innenstadt nur von Hertie abhänge. "Was es dort gegeben hat, gibt es in anderen Geschäften auch. Nur eben nicht unter einem Dach", sagt der Wirtschaftsförderer.

Dem Bemühen um den Einzelhandestandort Stadtzentrum scheint das Ende des Warenhauses denn auch einen regelrechten Schub gegeben zu haben. Die Einzelhändler rücken zunehmend zusammen. In mittlerweile 37 Ladenlokalen liegt regelmäßig der City-Planer mit Tipps und Rabatt-Coupons aus, und Keller ist sicher, dass es nicht bei diesen 37 Teilnehmern bleibt.

Und dass Einzelhändler die lange leeren Hertie-Schaufenster mit ihren Angeboten dekoriert hatten, ist auch nicht selbstverständlich. Die Ausstellungsstücke wurde nun allerdings wieder weggeräumt, damit sie nicht aus Versehen mit dem Inventar verkauft werden.

"Jeden Samstag kostenfreies Parken, jeden Samstag kostenlose Kinderbetreuung - wir sollten auch mal darüber reden, was die Einkaufsstadt Velbert bietet", sagt Keller. Aus seiner Sicht haben viele der insgesamt etwa 250 Einzelhändler in der Innenstadt das einzig Richtige gemacht und mit ihrem Angebot die Lücken geschlossen, die das Ende von Hertie hinterließ.

Und nicht nur das: Einige übernamen zur Produktpalette von Hertie gleich auch noch den passenden Verkäufer. "Von den 50 Beschäftigten hat mehr als die Hälfe wieder Arbeit gefunden, und zwar gute", sagt Nils Juchner. Er war Leiter der Hertie-Filiale und ist seit 1. Oktober Geschäftsführer von Velbert Marketing. Mithin versteht sich von selbst, dass ihm die Zukunft seiner ehemaligen Mitarbeiter und des 1973 fertiggestellten Hauses an der Friedrichstraße besonders am Herzen liegt.

Was aus dem Gebäude wird, in dem in den 70er Jahre einmal bis zu 400 Leute arbeiteten, ist derzeit völlig offen. Um die Erhaltung des Objektes kümmert sich die Frankfurter Mayfield Property Management GmbH.

Deren Sprecher bestätigte der WZ, dass in den vergangen Tagen der Verkauf von Inventar und Dekorationsartikeln vorbereitet worden ist. Heute solle es losgehen und mindestens zwei Wochen dauern, hieß es gestern aus Frankfurt. Was darüber hinaus mit dem Objekt geschehe, habe Mayfield Property Management nicht zu entscheiden.

Eigentümer des Gebäudes ist demnach immer noch die britische Dawnay-Day-Gruppe. Sie ist nach Angaben des Mayfield-Sprechers daran interessiert, das Objekt zu verkaufen oder zumindest große Teile langfristig zu vermieten. Über Preise machte er keine Angaben. Die sollen sich dem Vernehmen nach bisher aber in Sphären bewegen, die am deutschen Immobilienmarkt nicht erreichbar sind.