Himmlische Souvenirs
Seit mehr als 30 Jahren bieten Nikolaus Malecki und seine Frau Erika in ihrem Laden an der Bernsaustraße Devotionalien an. Für sie ist das keinesfalls ein Geschäft wie jedes andere.
Neviges. Johannes Paul II. ist so gut wie ausverkauft. Seit die Nachricht seiner anstehenden Seligsprechung die Runde gemacht hat, sind Fotos und Kerzen mit dem Konterfei des vor sechs Jahren verstorbenen Papstes weggeangen wie die berühmten warmen Semmeln. „Es leben in der Umgebung eben viele polnische Mitbürger“, versucht Nikolaus Malecki eine Erklärung. Mit seiner Frau Erika betreibt er seit mehr als 30 Jahren an der Bernsaustraße 21 im Schatten des Mariendomes ein Geschäft für Devotionalien und kirchliche Kunst.
Heiligenbilder, Plaketten, Schutzengelbilder, Kreuze, Rosenkränze, Gnadenbilder, Madonnen, Krippenfiguren — das Sortiment in den alten Vitrinen und Regalen ist ebenso vielfältig wie zeitlos. Zeitlos scheint auch das Geschäft selbst zu sein. Das schwarze Bakelit-Telefon mit Wählscheibe aus den 50er-Jahre des vergangenen Jahrhundert ist keine Dekoration, sondern Gebrauchsgegenstand. „Diese Klingel hört man wenigstens“, sagt Malecki schmunzelnd.
Noch ist es ruhig in dem kleinen Lädchen. Mit dem Beginn der Sommerwallfahrtzeit am Sonntag wird sich das aber schlagartig ändern. Wenn sich bei den großen Wallfahrten auf dem nahen Parkplatz ein Pilgerbus neben den anderen reiht, dann kommen auch viele Gläubige auf einen Sprung bei den Maleckis vorbei.
Besonders beliebt sind Führer über den Mariendom und Kerzen mit dem Gnadenbild. Die Auswahl ist riesig. Vom kleinen Stumpen bis zur fast ein Meter großen Kerze für 60 Euro — schlicht, mit christlichen Symbolen oder mit Herz-Jesu-Bildern beklebt, die sich am Rand des Kitschs bewegen. Wobei das mit den Kerzen ein „schwieriges Thema“ ist, wie es Nikolaus Malecki vorsichtig umschreibt. Das wegen der Verrußung der Wallfahrtskirche ausgesprochene Verbot, echte Kerzen im Dom selbst zu entzünden, sei vielen schwer zu vermitteln. Außerhalb der Kirche wurde als Ersatz eine Kerzenkapelle gebaut.
Das Geschäft mit der Wallfahrt ist schwerer geworden, wobei sich die Maleckis mit dem Begriff „Geschäft“ schwer tun. Sie sehen ihre Arbeit vor allem als Vermittlung und Bewahrung christlicher Werte, keinesfalls als „Kommerzialisierung des Glaubens“. Viele Pilger nehmen sich aus Neviges ein kleines Andenken mit: Anhänger oder Medaillen mit Heiligenfiguren in Silber oder Gold, Christophorus-Plaketten fürs Auto, aber auch Miniatur-Weihrauchschwenker samt Duftharz und Kohle.
„Früher gab es noch viele andere solcher Geschäfte hier in der Gegend“, erinnert sich Malecki. Der Markt hat sich geändert, aber auch das Kaufverhalten. Aber eines werde nach wie vor gekauft: die nostalgischen Bilder mit Schutzengel-Szenen.