Initiative „Zeit schenken“ sucht Verstärkung
Die ökumenische Gruppe, die Senioren besucht und begleitet, sucht Verstärkung.
Wülfrath. Einmal in der Woche geht Otmar Karla zum Schach. In einem Verein ist er allerdings nicht. Seinen Schachpartner besucht Karla zu Hause. Denn dieser ist halbseitig gelähmt, passionierter Fan des Brettspiels und froh über Zerstreuung. Über die ökumenische und städtische Initiative „Zeit schenken“ haben sich die beiden kennengelernt — und spielen seit mehr als eineinhalb Jahren regelmäßig.
Otmar Karla ist einer von 20 Ehrenamtlichen, die ihre Zeit sinnvoll „verschenken“ wollen. Obwohl Kirchengemeinden, Stadt und Pflegeeinrichtungen ein Netzwerk bilden, sucht die Gruppe neue Freiwillige, weil bereits rund 40 Menschen von den Besuchen profitieren. Vor allem Männer und junge Frauen sind gefragt. Anfang März lädt die Gruppe deshalb zu einer Einführungsveranstaltung ein.
Ins Leben gerufen wurde „Zeit schenken“ vor acht Jahren. Damals fragten sich Susann Seidel vom Sozialen Dienst der Stadt und Anneli Nacke von der Hospizgruppe, wie die Situation einsamer Menschen verbessert werden könnte. „Wir gründeten eine ökumenische Gruppe, deren Teilnehmer Senioren besuchen und begleiten.
Mittlerweile können wir die ganzen Anfragen nicht mehr bedienen und möchten neue Freiwillige dazugewinnen“, sagt Seidel. Die ehrenamtliche Aufgabe unterscheidet sich von jener der Pflegedienste. Besucher und Besuchte verbringen ungezwungen Zeit miteinander. Aktivitäten wie Schach spielen, spazieren gehen, bummeln oder Unterhaltungen führen können ebenso dazugehören wie der gemeinsame Besuch einer Feier.
Dadurch, dass eine einzelne Person regelmäßig vorbeischaut, wird die persönliche Bindung im Verlauf der Zeit enger. Freundschaften entwickeln sich. „Es ist eine wunderbare Möglichkeit, die freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Und viel besser, als alleine zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen“, sagt Elke Sabrowski, die seit vier Jahren eine bettlägerige Seniorin im Haus von der Twer besucht.
Eine Verantwortung wie die hauptberuflichen Mitarbeiter aus den sozialen Diensten haben die Besucher nicht. Sie bekommen zu Anfang allerdings ebenfalls eine kleine Ausbildung zu den Themen Kommunikation, dem Zurechtfinden im fremden Haushalt oder einen Erste-Hilfe-Kurs.
Weitere Lektionen in Musik-, Bewegungstherapie oder Psychologie kommen hinzu. Inzwischen sind die „Zeitschenker“ auch in den Pflegeheimen wertvolle Mittler zwischen Senioren und Pflegepersonal geworden, wie Altenhilfekoordinator Christian Busch von der Bergischen Diakonie berichtet: „Die Besucher gehören inzwischen zum Team. Unser Personal wird entlastet und die Zusammenarbeit funktioniert grandios“, sagt Busch.