Wülfrath Inselbesuch anstatt Gottesdienst
Wülfrath. · Installation: Auf sieben ganz unterschiedlichen Inseln können Besucher der Oberdüsseler Kirche zu sich selbst finden.
Reif für die Insel? Mit dieser Frage lockt die Oberdüsseler Kirche künftig ihre Gemeindemitglieder in den hellen und freundlichen Kirchenraum auf dem Gelände der Bergischen Diakonie. „Kirche anders erleben“, lautet die Idee, die hinter einer durchdachten Installation steckt und von mehreren Akteuren umgesetzt wurde. Sowohl das Team des Offenen Ateliers, diverse Künstler, aber auch das Seelsorgeteam haben die Kirche, die sonst mit einer Bestuhlung auf ihre Mitglieder wartet, in ein Inselparadies verwandelt.
Gleich sieben verschiedene Inseln warten darauf, von den Kirchenbesuchern entdeckt zu werden. Darunter auch eine Insel der Phantasie von Künstlerin Barbara Weyer. „Ich habe ganz unterschiedliche Fundstücke zu einer Insel zusammengefügt“, erklärt sie mit Blick auf ein Stück geschwungene Baumwurzel, die als Zaun dient. Auch Muscheln und Federn wurden zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefasst. „Jeder Betrachter darf ganz eigene Interpretationen mit meiner Insel verbinden“, erklärt sie die Grundidee, die auch hinter den anderen Inseln steckt.
So hat Anwohnerin Claudia Mennella ihre Insel in ein buntes Kinderparadies verwandelt. Mit eigenen Bildern und Geschichten rät sie die Betrachter zur Unbeschwertheit und Gelassenheit. „Meine Insel ist ein Raum der Kleinkindromantik“, verrät die Künstlerin, während sie unter einen übergroßen Regenbogen samt Elfenfigur steht.
Nur wenige Meter entfernt befindet sich die Insel von Pastorin Christine Egel. In Anlehnung an den Vers „Ich danke dir Gott, dass ich wunderbar gemacht bin“ hat die Initiatorin einen Spiegel mit eben diesem Spruch aufgestellt. „Ich möchte die Menschen einladen, sich einen Moment Zeit zu nehmen und sich selbst zu betrachten“, gibt sie wieder. Zeit ist auch ein Geschenk, das an einer weiteren Station auf die Besucher wartet.
Das ehemalige Ziffernblatt der Kirche fungiert als neuer Zeitspender mit Zeit-Karten zum Abreißen und Behalten. Unmittelbar daneben können Kirchenbesucher ganz klassisch eine Kerze anzünden. Für Fürbitten könnte hingegen der Baum der Sehnsucht fungieren, der mit roten Herbstblättern und nachwachsenden Fürbitten bestückt ist. „Auch dieser Baum verliert die Blätter im Herbst“, erläutert Sunci Matijanic vom Offenen Atelier das sinnbildliche Werk der Künstlerin Dagmar Kern.
Die Corona-Pandemie
lieferte den Anstoß für die Idee
Und wer ein bisschen Historie erfahren will, der kann auf der Insel der Geschichte fündig werden. Mit Unterstützung von Dagmar Freund aus dem historischen Archiv der Bergischen Diakonie wurde die Geschichte der Kirche, deren Grundsteinlegen bereits auf das Jahr 1925 zurückzuführen ist, mit Bildern und kleinen Versen erzählt.
Auf die Idee zu dieser außergewöhnlichen Insel-Idee ist das Organisationsteam um Atelierleiter Manuel Rohde und Pastorin Stefanie Stute im Zuge der anhaltenden Corona-Pandemie gekommen. „Mit dem ersten Lockdown mussten auch wir unsere Kirche erst einmal schließen. Das daraufhin erarbeitete Hygienekonzept sah eine Bestuhlung für maximal 18 Kirchenbesucher vor“, erinnert sich Pastorin Stefanie Stute.
Raum für Entfaltung bot das Konzept wenig. Und so wurde kurzerhand umgedacht. Zehn Personen können aktuell gleichzeitig die Insel-Installation bewundern. „Gerne laden wir die Menschen auch ein, uns mehrmals zu besuchen und die Inseln in Etappen zu erkunden“, sagt Pastorin Stute. Auch wird zu den Öffnungszeiten jeweils ein Pastor vor Ort sein, um für persönliche Gespräche zur Verfügung zu stehen.