Integrationspreis: „Die meisten Menschen wollen lernen und sich integrieren“
Seit drei Jahren unterrichtet Dörte Frisch (51) ehrenamtlich Flüchtlinge. Mit ihrem Projekt „Deutsch lernen“ ist sie eine der Gewinnerinnen des Integrationspreises.
Velbert. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Das offenbarten auch die vielen Bewerbungen für den diesjährigen Integrationspreis der Stadt Velbert. Fast alle hatten sich mit dem Thema Sprache auseinandergesetzt.
Und so war es nicht verwunderlich, dass auch die Gewinner der Auszeichnung sich mit der Sprachförderung befassen. Sprachlos war bei der Verleihung am Dienstagabend im Offenen Bürgerhaus vor allem die diesjährige Siegerin Dörte Frisch (51). Mit ihrem Projekt „Deutsch lernen“, das sich an Asylbewerber und Flüchtlinge in Velbert richtet, konnte sie den Rat überzeugen.
Seit drei Jahren unterrichtet die Velberterin mehrmals die Woche rein ehrenamtlich Menschen, für die Sprachkurse viel zu teuer sind.
Durch den Sprachunterricht gewinnt die Juristin auch einen tiefen Einblick in die Situation und das Leben der Menschen, die es aus unterschiedlichsten Gründen nach Velbert verschlagen hat. „Das sind Menschen wie du und ich. Wenn man sich näher kennenlernt, verschwimmen die Grenzen zunehmend“, sagt Frisch. In der Regel müssen Asylbewerber bis zu zwei Jahre auf eine dauerhafte Anerkennung warten. In dieser Zeit sind sie nur geduldet, sie haben kein Anrecht auf eine Sprachschulung oder eine Arbeitserlaubnis. „In der Öffentlichkeit hat diese Bevölkerungsgruppe oft keinen guten Ruf. Aber die meisten sind nicht tatenlos. Sie wollen lernen und sich integrieren.“
Die 51-Jährige, die auch Schiedsfrau in Velbert ist, leistet zudem eine umfassende Beratung. „Personell stoße ich langsam wirklich an meine Grenzen. Über ehrenamtliche Unterstützung würde ich mich daher sehr freuen“, sagt sie.
Die Zweitplatzierten des diesjährigen Integrationspreises sind das Diakonissen-Mutterhaus Bleibergquelle und die Christliche Gemeinschaft Bahnhofstraße. Gemeinsam haben sie das Projekt „Die Grenzen deiner Sprache sind die Grenzen deiner Welt“ gestartet. Seit einem halben Jahr unterrichtet auch dabei eine Gruppe von ehrenamtlichen Helfern Asylbewerber und Flüchtlinge. „Bei uns geht’s drunter und drüber. Es kommen Ägypter, Perser, Afghanen, Mazedonier und viele mehr“, sagt Ilse Wenzel vom Diakonissen-Mutterhaus. In kleinen Gruppen von zwei bis drei Personen werden erste Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt, während Kinder im Nebenraum betreut werden. Auch dieses Projekt wächst stetig.
Platz drei geht an das Projekt „Muslimische Väter-/Männer-Gruppe“ des Caritasverbandes. Dort werden vor allem mögliche Konflikte in der Erziehung, die sich im Umfeld der deutschen Kultur ergeben, diskutiert.