Jugend knüpft Kontakte nach Polen

Beim Austausch mit Morag erlebten die 13 Teilnehmer viel Gastfreundlichkeit und machten auch einige interessante Erfahrungen in einer polnischen Schule.

Foto: Ulrich Bangert

Velbert. „Das war Europa für mich, wie ich es mir vorstelle!“ Der stellvertretende Bürgermeister Emil Weise hatte Ende Oktober im Rahmen des Jugendaustausches junge Velberter nach Morag in Polen begleitet. Trotz aller Krisen, die zurzeit in der Europäischen Union herrschen, ist es dem Nevigeser Kommunalpolitiker nicht bange um den europäischen Gedanken, der von den jungen Menschen unkompliziert gelebt wird. „Das war eine richtig gute Zeit, ihr ward tolle Botschafter gewesen, das macht mich ein bisschen stolz“, bekannte Susanne Susok, die Fachfrau für Städtepartnerschaften in der Stadtverwaltung.

Die elf jungen Damen und zwei jungen Herren im Alter zwischen 16 und 20 Jahren engagieren sich zum Teil im Velberter Jugendparlament, sind neugierig auf die Welt und reisen gerne. Obwohl das Wetter schlecht in Morag war, das bis 1945 zum Deutschen Reich gehörte und Mohrungen hieß, haben die niederbergischen Besucher eine Menge erlebt. Neben einem touristischen Programm mit der Besichtigung von Danzig, erlebten sie an der Seite von Austauschpartnern den Alltag in Polen. So erfuhren sie den Schullalltag. „Die waren viel disziplinierter als wir. Vorne stand der Lehrer und hat was erzählt.“ Kai warf ein: „So was nennt man Frontalunterricht.“ Nachbarin Joana-Joy hatte dagegen einen „chaotischen“ Unterricht mitgemacht: „Der Lehrer hatte viel Humor und Witze gemacht.“ Geredet wurde auf Englisch, hier und da lernten die Velberter ein bisschen Polnisch und die Gastgeber dafür ein bisschen Deutsch. „Wir haben uns gut verstanden, und es waren alles sehr sympathische Leute“, so das einhellige Fazit.

Die Tatsache, dass es zwischen Berlin, Brüssel und Warschau einige Verstimmungen auf diplomatischer Ebene gibt, war nicht spürbar. „Das deutsch-polnische Verhältnis und Politik waren kein Thema.“ Dafür fanden die Jugendliche aus Velbert heraus, dass ihre Altersgenossen jenseits von Oder und Neiße die gleichen Interessen wie sie haben, zum Beispiel beim Musikgeschmack.

„Wir wurden bei unseren Austauschpartnern zuhause megafreundlich aufgenommen, ich habe mich sehr willkommen gefühlt“, schwärmt Lina. „Die Oma meines Austauschpartners war supernett und neugierig, was bei uns so alles passiert“, erinnert sich Blerta. Ressentiments gegenüber den Deutschen hatte keiner erfahren. Im Gegenteil: „Wir haben gemerkt, dass wir alle gleich sind. Hinterher konnte man kaum noch unterscheiden, war aus Velbert und wer aus Morag kam“, so die einhellige Feststellung. Das mag auch daran gelegen haben, dass deutsche und polnische Teilnehmer Kapuzenshirts trugen mit den Kürzeln „Mo“ und „Ve“ in den Nationalfarben.

Ein solches Shirt hatte man auch für Dirk Lukrafka mitgebracht. Der Bürgermeister wiederum präsentierte den Jugendlichen eine Urkunde, die ihm am Morgen in Düsseldorf vom NRW-Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner überreicht wurde: Velbert wurde als „Europa aktive Kommune in NRW“ ausgezeichnet. Ganz passend: Im Februar begrüßt er die polnischen Gäste in Velbert. Noch mehr als er freuen sich die Teilnehmer des Austausches auf ein Wiedersehen; sie stehen sowieso über die Sozialen Medien miteinander in Kontakt. „Meine Partnerin hat sich sogar extra Whatsapp auf ihr Handy geschafft.“