Kanäle zu klein: Ein Krater für neue Rohre

Weil Kanäle zu klein sind, erneuern die TBV das Netz rund um den Papenbruch. Um die Rohre verlegen zu können, muss erst ein zehn Meter tiefes Loch gegraben werden.

Tönisheide. Erst kommen Straßensperren. Dann Baufahrzeuge. Ein Kipplaster, ein großer Bagger. Und auf einmal klafft ein riesiges Loch inmitten der Straße. Es ist an den Seitenwänden mit Beton ausgekleidet und könnte auch ein überdimensionaler Brunnen sein.

Der Krater hat einen Durchmesser von sieben Metern und ist mehrere Meter tief. Wenn er fertig ist, soll es ganze 10,50 Meter nach unten gehen. Vom Bauzaun, der das Gelände vor allzu neugierigen Passanten abschirmt, ist nicht einmal mehr der Boden der Grube zu sehen. Unten im Loch steht allerdings ein Minibagger, der schnarrend und knarzend am Gestein nagt.

An der Straße Zum Papenbruch sind die Arbeiten an der Kanalisation seit Ende September im Gange. Seit gestern ist nun auch die Durchfahrt der Neustraße gesperrt. Durch das Wachstum der Siedlung ist es nötig geworden, das Kanalnetz zu vergrößern.

Deshalb erneuern die Technischen Betriebe (TBV) nicht nur am Papenbruch, sondern auch Am Hugenbusch und an der Neustraße bis voraussichtlich September 2013 das unterirdische Röhrensystem. 2,7 Millionen Euro soll die Maßnahme insgesamt kosten.

Der Krater dient zunächst als Baugrube. Denn bald kommt in Tönisheide spezielles Gerät zum Einsatz. Eine Vortriebsmaschine soll sich ab kommender Woche den Weg durchs Erdreich graben. Eigentlich sollte die Maschine bereits laufen. In mehreren Metern Tiefe hat sich der Fels allerdings als zäh erwiesen, so dass die Arbeiten an der Baugrube langsamer vorangehen als geplant. Nun muss das Gestein erst einmal beseitigt werden.

Dann wird der untere Bereich des Lochs ebenfalls betoniert — aber nicht nur an den Seiten, sondern auch auf dem Boden. Dadurch bekommt die Vortriebsmaschine einen sicheren Stand, bevor sie als Erstes in Richtung Klärteich Eignerbach bewegt wird. Dann folgt die Straße Am Hugenbusch, Richtung Kläranlage des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands. Insgesamt 200 Meter soll der „Maulwurf“ zurücklegen.

Das Erdreich „spuckt“ die Maschine nach hinten aus, damit es abtransportiert werden kann. Die neuen Kanalrohre mit 1,20 Meter Durchmesser werden ebenfalls hinter der Vortriebsmaschine verlegt. Die Stahlrohre werden in die Baugrube gelegt, ineinander gesteckt und hydraulisch in den Stollen geschoben.

Wie lange das Gerät im Einsatz ist, kann die Bauaufsicht noch nicht sagen — trotz vorheriger Probebohrungen. „Man weiß bei solchen Erdarbeiten nie, worauf man noch stößt“, erklärt Roger Rohde von den TBV. Wird das Gestein fester, sinke die Vortriebsleistung und es könnten weniger Meter pro Tag zurückgelegt werden. Auch könnten lockere Felsbrocken auftauchen, die einzeln entfernt werden müssen.

Der Aufwand ist nötig, weil eine oberirdische Baustelle kaum möglich war. „Es ist in dem Bereich sehr eng. Wir hätten durch die Gärten der Anwohner gehen müssen“, sagte Olaf Rakowski, Sachgebietsleiter Kanalbau, zu Beginn der Bauarbeiten.