Velbert Karneval: Alles ist in der Schwebe
Velbert. · Halbzeit auf der karnevalslosen Strecke zwischen Aschermittwoch und Hoppeditz-Erwachen: Planmäßig laufen sich die Narren um diese Jahreszeit für die kommende Session warm. Bedingt durch die Corona-Pandemie ist nun alles anders – niemand kann sagen, wie die Bedingungen in einem halben Jahr aussehen.
„Es ist deshalb noch alles in der Schwebe“, sagt Christian Nikolaus, Präsident des Festausschusses Velberter Karneval. Dabei ist ein gewisser Vorlauf nicht nur für den Sitzungskarneval unabdingbar, etwa was das Programm oder den zeitweiligen Umbau des Sportzentrums betrifft. Dazu stehe man im regelmäßigen Kontakt mit dem Kultur- und Veranstaltungsbetrieb und der Stadt. Sehr gut sei auch die Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Vereinen, so der Velberter. Offen ist, wer die Narren im nächsten Jahr regiert – in Essen zum Beispiel bleibt das Prinzenpaar im Amt. „Das müssen wir noch final entscheiden“, sagt Nikolaus.
Im August wolle man sich mit den Vereinen und der Stadt zusammensetzen, um abzustimmen, was in Velbert wie stattfinden kann – eventuell auch in anderen Formaten oder eine Nummer kleiner. Nicht sehr optimistisch ist indessen Zugleiter Jens Klein, was den Rosenmontagszug betrifft: „Wie will man seriös sicherstellen, dass es keine Ansteckungen gibt, wenn Hunderte am Zug teilnehmen und Tausende am Straßenrand stehen?“ Brauchtumspflege und Tradition seien sehr wichtig, Karneval habe aber auch eine Verantwortung: „Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle. Das kann ich nicht wegwischen“, stellt Klein fest.
Auf Tönisheide fällt der Startschuss für die Vorbereitungen in der Regel nach den Sommerferien. Der Wagen für die nächste Session ist indessen schon fertig, berichtet Janine Richardt, Vorsitzende der KG Zylinderköpp: Weil der Tulpensonntagszug in diesem Jahr sturmbedingt ausfiel, war das Gefährt auf Tönisheide noch gar nicht im Einsatz, zumal danach Corona den Plan zerschlug, den Umzug im Frühjahr nachzuholen. Ob der Zug im nächsten Jahr durch den Ort rollt, steht nicht nur wegen der Pandemie in den Sternen, denn die Brückenbaustelle der A 44 schreibt noch ein Fragezeichen ganz anderer Art: „Während der Bauzeit wird die Schmalenhofer Straße immer wieder mal an Wochenenden gesperrt“, sagt Richardt. Dann wird die Kuhlendahler Straße zur Umleitung und stünde für den Narrenumzug nicht zur Verfügung: „Das Problem hätten wir schon bei unserem Nachholtermin gehabt.“
Ausgefallen ist auch die traditionelle Sonnenwendfeier: „Den Leuten fehlen ihre Feste“, hat Richardt in Gesprächen festgestellt. Völlig unklar ist auch, ob der karnevalistische Treff auf dem Kirchplatz stattfinden kann. Dennoch freue man sich auf die Session, werde bereit sein und beizeiten schauen, was realisierbar ist, so das Fazit der Zylinderköpp-Chefin: „Vielleicht heißt es auch ,back to the roots’, und wir ziehen wieder mit unserem Bollerwagen über Tönisheide“, sagt sie schmunzelnd.
Jecke Feiern in der „Glocke“ sollen wie gewohnt stattfinden
Ganz gelassen sieht man der Session in Neviges entgegen. Höhepunkte im Gemeindekarneval sind Kinder- und Seniorenkarneval, die Sitzung von Kolping und Weiberfastnacht sowie die Fahrt zum Kölner Fastelovend. Die Kolpingsfamilie beriet am Dienstagabend ihr Vorgehen, berichtet deren Sprecher Wilhelm Funken: „So früh im Jahr waren wir noch nie dran!“ Üblicherweise beginne man im Dezember mit den Vorbereitungen, was auch daran liegt, dass das Programm fast vollständig aus den eigenen Reihen bestritten wird: „Die Gruppen, die auftreten, stehen schon lange fest.“ Einig ist man sich, dass der Karneval in der „Glocke“ auch im nächsten Jahr steigen soll. Bis dahin werde man schauen, wie andere – wie etwa die befreundeten Dönberger – das Thema handhaben. Über Form und Umfang der Feiern werde man wohl erst zum Jahresende sprechen, wenn klar ist, welche Vorschriften und Auflagen dann tatsächlich gelten.
Die wollen die Jecken dann peinlich genau einhalten. „Wir sind uns der deutlich gestiegenen Verantwortung vollauf bewusst“, betont Wilhelm Funken: Dass eine Karnevalssitzung den Kreis Heinsberg zur Corona-Hochburg machte, sitzt den Narren aller Couleur bis heute im Hinterkopf.