Wülfrath Familienhistorie mit Bild enträtselt
Wülfrath. · Seit den 1980er Jahren hängt an der Wand von Axel Neubauer ein Gemälde, das eine Waldlichtung darstellt. Die filigrane Malerei hat er nach dem Tod seiner Mutter erhalten, die dieses Werk wiederum von ihrem Vater geerbt hatte.
„Vor zwei Monaten bin ich auf die Idee gekommen, mir das Bild einmal genauer anzugucken“, erinnert sich Axel Neubauer. Dies stellte den Beginn zu einer beinahe unglaublichen Geschichte dar.
Signiert war die Malerei mit dem Namen Danndorff, dem Mädchennamen der Großmutter, wie Neubauer wusste. Auf der Rückseite gab es jedoch noch mehr zu entdecken. „Dort war die genaue Ortsbezeichnung des dargestellten Bildes zu finden. Es handelt sich um eine Bürgerwiese. Unterzeichnet von W. Danndorff“, so Axel Neubauer, dessen Spürsinn geweckt wurde.
Gab es nicht in seinen Familiendokumenten einen Nachruf, der von eben diesem W. Danndorff verfasst wurde? „Und in der Tat, ich habe herausgefunden, dass es sich bei W. Danndorff um Wilhelm Danndorff, einen Diakon aus Neinstedt handeln musste.“ Axel Neubauer nahm mit der Gemeinde Kontakt auf, erfuhr unter anderem auch, dass Wilhelm Danndorff Diakon des dortigen Lindenhofes und Lehrer an einer Hilfsschule in Dessau war. „Die Gemeinde verwies mich jedoch auf einen Kontakt in Berlin, der ein Buch über Wilhelm Danndorff geschrieben hat“, erklärt Axel Neubauer.
Ab diesem Zeitpunkt sollte es noch unglaublicher werden, fand der Wülfrather Hobby-Ahnenforscher in dem besagten Autor doch gleich einen bisher unbekannten Cousin. „Denn Wilhelm Danndorff war mein Großonkel, der Bruder meiner Großmutter“, deckt Axel Neubauer das Rätsel auf. Sogleich erhielt er ein kostenloses Exemplar des umfangreichen biografischen Werks aus Berlin. Eine Sammlung seiner eigenen Familiengeschichte, wie er mit dem Durchblättern der Seiten feststellen musste.
Nicht nur die Geschichte von Wilhelm Danndorff ließ sich in dem Buch finden, auch das Leben weiterer Familienmitglieder wurde detailliert beleuchtet, Fakten immer wieder mit Fotografien untermauert. „Familienbilder, die auch ich in meiner Sammlung habe und damals von meiner Mutter übernehmen durfte“, stellt Neubauer fest. In dem Werk kam die künstlerische Ader des Großonkels immer wieder zum Tragen. Die Waldlichtung Neubauers war also kein Einzelstück, sondern ein Serienbild.
Mit seinem Wissen füllte er einige Lücken in der Familienchronik
Auch jetzt kann Neubauer, der in Düssel lebt, sein Glück noch gar nicht richtig fassen. „Dieser Fund ist für mich, wie Weihnachten und Ostern an einem Tag“, sagt der 84-Jährige. Bis jetzt hält er guten Kontakt mit seinem Cousin in Berlin, konnte sogar kleine Familienlücken in der Chronik mit seinem eigenen Wissen füllen. „Auch eine Cousine von mir konnte von meinem Fund profitieren. Sie hat ebenfalls ein kostenloses Buch erhalten“, freut sich Neubauer. Aufgedeckt hat das biografische Werk gleich noch einen anderen Werdegang, nämlich den des Großvaters Fritz Hoffmann, der seinerzeit ein Kinderheim im heutigen Polen leitete und nach dem Ersten Weltkrieg mit seiner Frau und den vier Kindern nach Deutschland übersiedelte. „Dieser erhielt später eine Leiterstelle bei der Stiftung Borghardt, die auch heute noch existiert“, sagt Axel Neubauer. „Mit dieser Einrichtung stehe ich ebenfalls in Kontakt, um ihnen den Lebensweg meines Großvaters mitzuteilen. Sie sind daran sehr interessiert.“ 1946 ist Fritz Hoffmann verstorben, zehn Jahre nach der Geburt seines Enkels Axel Neubauers. „Ich kann mich also noch gut an ihn erinnern.“