Keine Angst vorm Federvieh
Mit der Aktion „Bauer trifft Stadtmensch“ ging es diesmal durch das Windrather Tal.
Velbert. Die Idee kam Birgit Stenger ganz spontan, als sie wieder einmal mit ihren Nordic-Walking-Stöcken in der Natur unterwegs war: „Ich habe mich gefragt, was hier in der Region überhaupt noch selbst produziert wird“, sagt die Sportökonomin: „Daher wollte ich mir die Bauernhöfe mal anschauen.“ Die Aktion „Bauer trifft Stadtmensch“ war geboren.
Gemeinsam mit anderen Neugierigen wandert sie seitdem an den Wochenenden durch die Region, besichtigte in Ratingen den Bauerngarten Benninghoven und in Düsseldorf das Gut Gruitersaap. Am Samstag führte sie ihre Tour ins Windrather Tal, in dem verschiedene Höfe seit Jahren biologisch dynamische Landwirtschaft betreiben und ihre Bio-Produkte in eigenen Hofläden anbieten.
Vom Hof zur Hellen aus wandert die Gruppe über die Felder in Richtung Schepershof. „Die Gegend kannte ich zwar, aber hier war ich noch nie“, sagt Birgit Guse aus Erkrath. Sie ist seit der ersten Wanderung dabei und ist von der Aktion begeistert: „Es profitieren ja schließlich alle. Wir lernen hier die Wege und Höfe kennen, und die Bauern bekommen mehr Kundschaft.“
Wie viele andere aus der Gruppe, versucht auch die Erkratherin, verstärkt Bio-Lebensmittel zu kaufen und sich gesund zu ernähren. „Ich bemühe mich, meine Nahrung umzustellen und mal wieder so zu essen, wie man es noch aus der Kindheit kennt“, sagt sie. Ihre Freundin Sabine Scheer aus Mettmann hat sie mit ihrer Neugier schon angesteckt: „In den Herbstferien haben wir uns zuletzt sogar selbst eine Tour rausgesucht und alleine einen Hof besucht“, sagt sie.
Plötzlich stoppt die Gruppe abrupt an einer Weggabelung — links oder rechts? Die Entscheidung fällt auf links. Und schon wenige Minuten später bewundern die Wanderer die schneeweißen Gänse, die am kleinen See des Schepershofs auf die Fütterung warten. Während einige aus der Gruppe hausgemachten Käse im kleinen Hofladen kaufen, kauen Sabine Scheer und Birgit Guse genüsslich an einer Lakritzstange. Die ist zwar nicht vom Hof, aber immerhin Bio. Birgit Stenger hat inzwischen den Hofladen getestet. „Ich will ja immer wissen: Was wächst hier wirklich“, sagt sie: „Hier sind es Kartoffeln, Karotten, Weißkohl und Rotkohl.“
Nicht viel größer ist die natürliche Angebotspalette auf dem Hof Judt, auf dem die Gruppe nach der Wanderung einkehrt. „Von unserem Hof kommen Kartoffeln, Brot, Fleisch und Wurst“, sagt Bäuerin Maria Wemmers: „Wir produzieren eigentlich nur so viel, wie wir selbst in unserem Laden verkaufen können.“
Frisches Brot und Fleisch finden unter den biobegeisterten Wanderern schnell Abnehmer. Gulasch, Ciabatta und andere Leckereien wandern in die Einkaufstüten. „Hofführungen machen wir ja öfter, aber selten so spontan“, sagt Maria Wemmers lachend, während sie den Besuchern Backstube und Kuhstall zeigt.
Da die Führung über den Hof zur Hellen ausfallen musste, sprang sie schnell für ihre Nachbarn ein. Die Besucher, die teilweise sogar aus Düsseldorf und Dormagen anreisten, stellen wissbegierig ihre Fragen. Wann sonst hat man schon einmal die Gelegenheit, live zu kontrollieren, wie das eigene Essen hergestellt wird. Auch Birgit Stenger ist mit dem Ausflug zufrieden. „Man sieht, dass das Thema gesunde Ernährung den Nerv der Zeit trifft“, sagt sie. Vor Weihnachten sollen daher drei weitere Wanderungen stattfinden. Und auch fürs nächste Jahr laufen bereits ihre Planungen: „Ich habe schon zehn weitere Höfe angeschrieben.“