Kindertagesstätten in Ratingen: „Familien zahlen die Zeche“
SPD-Fraktionschef Christian Wiglow befürchtet zu große Belastungen für Berufstätige. „Der Betreuungsumfang wird vom Geldbeutel abhängig.
Ratingen. Massive Kritik an den neuen Beiträge für die Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten ab dem Jahr 2008 kommt von der SPD. "Bei der neuen Beitragsregelung zahlen die Familie und die Kinder die Zeche", sagt Christian Wiglow, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten im Stadtrat.
Der Grund für die neuen Beiträge hängt mit einer Gesetzesänderung zusammen: Zum 1. August 2008 wird das Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder in NRW durch das so genannte KiBiz (Gesetz zur frühen Bildung und Förderung von Kindern) abgelöst. Dem neuen Gesetz nach sollen die Beiträge sich nicht mehr nach den Personalkosten pro Gruppe berechnen, wie es jetzt noch der Fall ist. Vielmehr wird pro Kind und nach dem Zeitaufwand für die Betreuung abgerechnet. Dieser wird in der neuen Tabelle der Elternbeiträge in 25 Stunden, 35 Stunden oder 45 Stunden wöchentlich unterteilt.
Die bisher erhobenen Elternbeiträge, sagt Wiglow, entsprechen dann denen für eine wöchentlichen Betreuungszeit von 35 Stunden nach dem neuen Gesetz. "An dieser Stelle ändert sich noch nichts für die Eltern. Hier zahlen beispielsweise nach der neuen Beitragsrechnung Eltern mit einem Jahreseinkommen von knapp 25000 Euro für 35 Stunden Betreuung eines Kindes ab drei Jahren rund 27 Euro im Monat, für ein Kind unter drei Jahren 67 Euro.
Für den Bereich der Tagesstättengruppen mit 45Stunden pro Woche ergibt sich bei den neuen Beiträgen allerdings eine deutliche Steigerung. Eltern mit einem Jahreseinkommen rund 61000 Euro zahlen jetzt für die Ganztagesbetreuung rund 234 Euro monatlich, ab kommenden Jahr aber 249 Euro - im Jahr sind das 180 Euro mehr. "Das bedeutet eine zusätzliche Belastung berufstätiger Eltern", sagt Wiglow.
Vergleicht man nur die neuen Beitragssätze miteinander, dann fällt folgendes auf: 25 Stunden pro Woche kosten rund ein Viertel weniger als die 35-Stunden-Betreuung, das Tagesangebot mit 45Stunden aber fast zwei Drittel Prozent mehr. Beispiel gefällig? Bei einem Jahreseinkommen von knapp 50000 Euro zahlt man für die 35-Stunden-Woche monatlich 74 Euro, wer sein Kind 25Stunden in der Kita betreuen lässt, zahlt 55 Euro, für 45 Stunden aber 121Euro.
Und genau bei diesen Preisunterschieden je nach Stundenanzahl sieht Wiglow die Gefahr: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Betreuungsumfang sich nicht mehr danach richtet, was das Kind braucht, sondern vielmehr der Geldbeutel der Eltern entscheidet", sagt Wiglow. Davor hätte die SPD schon während der letzten Stadtratssitzung gewarnt. Mit Vorsicht müsse man auch die weitere Entwicklung der Beiträge beobachten. Wiglow befürchtet, dass sie im kommenden Jahr noch einmal steigen werden.
Es sei noch nicht absehbar, wie das Nachfrageverhalten der Eltern jetzt aussehe. Sollten sich aber mehr Eltern für die 25-Stunden Betreuung entscheiden, dann hat das zur Folge, dass die 45-Stunden-Woche noch teurer wird.