Kulturamtsleiterin Inge Röhnelt: „Ratingen ist so überschaubar“

In ihrem Ledersessel genießt Kulturamtsleiterin Inge Röhnelt seltene Mußestunden.

Ratingen. Je seltener er genutzt wird, desto wichtiger wird er: Der braune Ledersessel mit dem gemusterten Seidenkissen ist Inge Röhnelts Lieblingsplatz. Im Rücken die raumhohe Bücherwand, der Zeitungsstapel in Reichweite. Beim Blick durch das große Terrassenfenster fällt sofort das Blauschaf auf, das in seiner leuchtenden Farbe mitten auf Rasen steht - ein Überbleibsel einer Kunstaktion. Der kleine Garten, gesäumt von einer mannshohen Kirschlorbeerhecke, ist gepflegt - wenn auch in winterlicher Kargheit. Mehr Ablenkung bietet sich dem Auge nicht. Muss auch nicht sein. "Hier kann ich meine Gedanken schweifen lassen. Ich brauche das, um Luft zu holen, abzuschalten." Die Kulturamtsleiterin bedauert es, dass diese Momente der Ruhe und Muße so selten geworden sind. "Eine, vielleicht auch mal eineinhalb Stunden in der Woche" - mehr ist meistens nicht drin. "Am Samstagmorgen, wenn mein Mann auf den Markt geht, dann habe ich die Ruhe, die ich liebe - und brauche." Ein Fernsehgerät sucht man im Wohnzimmer vergebens; der Apparat steht - selten genutzt - im Obergeschoss.

Minuten werden hier zu Kostbarkeiten

Der Alltag mit den unzähligen Terminen ist so hektisch geworden, dass die "Auszeiten" in ihrem Lieblingssessel an Wertigkeit noch gewonnen haben. In der Zeitung lesen, in Kochbüchern stöbern, aus dem Fenster träumen - da werden Minuten zu Kostbarkeiten.