„Kunden schimpfen ordentlich“
Fast drei Monate ist der Diek jetzt dicht. Die Einzelhändler merken deutlich die Belastung.
Wülfrath. Der erste Bauabschnitt am Diek neigt sich sichtbar dem Ende entgegen, die Betonfahrbahn ist schon teilweise wieder hergestellt. Ende Oktober wandert die Großbaustelle dann zur Wilhelmstraße weiter. Eine gute Zeit, um mit den Einzelhändlern Bilanz zu ziehen: Wie kommen die Inhaber mit den Einschränkungen klar? Ist wirklich weniger Betrieb in der Fußgängerzone? Die WZ hat sich umgehört.
„Ja, es ist weniger los. Es gibt ja keine nahen Parkplätze mehr und gerade die älteren Leute wollen nicht so weit laufen“, so die Erfahrung von Turgut Bayram, der mit seinem Bruder im Bayram Markt Obst- und Gemüse verkauft. Nebenan klagt auch Susanne Faupel in ihrem Reformhaus: „Die Kunden schimpfen ordentlich, weil man nirgendwo mehr parken kann.“
Ärger bekam sie auch bei ihrer Lieferung. Zwar hatte die Stadt angekündigt, dass die Versorgung der Geschäfte durchgängig möglich sein wird, jedoch zeigte sich: Für LKW gilt das nur eingeschränkt. Die passen nämlich nicht durch die Umleitung über die Nordstraße. Faupels Lieferant habe zwei Knöllchen bekommen, weil er falsch herum über die Wilhelmstraße zurückgefahren ist. „Die Umleitung war schlecht durchdacht und als ich bei der Stadt angerufen habe, fühlte sich dafür keiner zuständig“, berichtet Faupel.
Nächste Adresse, gleiches Fazit. Ulrike Schulz vom Modegeschäft „Le Clou“ sagt: „Man hat es schon am Umsatz gemerkt.“ Die Stammkunden seien weiterhin gekommen, aber die Laufkundschaft weniger geworden. „Und dann kommt ja noch dazu, dass das Café Heumarkt geschlossen hat.“ Lichtblick sei aber das Erntefest gewesen, das wieder viele Kunden in die Innenstadt gebracht habe.
Brigitte Kesseler wartet im „Obstgarten“ auf Kunden. „Der Freitag ist tot“, sagt sie. „Das war früher nicht so.“ Viele hätten ihr gesagt, dass sie ja öfters kommen würden, aber der Umweg ihnen nun zu umständlich sei.
Auch bei „Eisbär Kids“ hört man: „Ja, die City ist leer.“ Aber Mitarbeiterin Andrea Höpting meint: „Man kann das aber nicht allein auf die Baustelle schieben.“
Für ein Eis nehmen die Wülfrather die „Strapazen“ offenbar eher auf sich. Beim Eiscafé Paciello sind die Tische weiterhin gut besetzt. Daniele Paciello kann die Baustelle daher locker nehmen: „Man muss da durch. Dass die Baustelle kommt, wussten doch alle vorher.“
Unmittelbar am Diek strapazieren die Arbeiten vor allem die Nerven der Angestellten. Sabrina Nikolai aus dem Reisebüro Növermann beklagt: „Wir müssen die Tür schließen, sonst können wir keine Telefonate führen.“
Ungebrochen ist der Kundenfluss bei der Bäckerei Steinbrinck, obwohl die Außentische fast im Baustellenbereich stehen. Aber genau das fasziniert manche Kunden offenbar. Verkäuferin Conny Reichel berichtet: „Gerade die Männer finden das ganz toll, wenn die großen Bagger am Werk sind.“ Da stört es dann wohl auch nicht, wenn der Staub in den Kaffee rieselt. . .