Läuten die Glocken aus Heiligenhaus bald in Neviges?

In der Nachbarstadt wird eine Kirche entwidmet, deren Glocken werden dann nicht mehr benötigt. Ob sie in den Turm im Siepen passen, muss jetzt geklärt werden.

Neviges. Es bleibt dabei: „Die Glocken im Siepen werden nie wieder läuten“, sagte Baukirchmeister Olaf Braß jetzt auf Nachfrage während der Gemeindeversammlung der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde. Doch es gibt zumindest die kleine Hoffnung, dass der Kirchturm an der Wielandstraße nicht für ewig stumm bleibt.

Als im September vergangenen Jahres die Technik streikte, und die elektrisch betriebenen Glocken den Dienst versagten, zeichnete sich schnell ab, dass es sich nicht um einen simplen Defekt handelte. Der daraufhin eingeschaltete Glockensachverständige der Evangelischen Kirche im Rheinland diagnostizierte in seinem im Dezember vorgelegten Gutachten starke Korrosionsschäden an allen vier Fußpunkten des Glockenstuhls (die WZ berichtete). Die gesamte dreistöckige Konstruktion war erheblich rissgefährdet — hätte man die bis zu 600 Kilogramm schweren Glocken weiterhin geläutet, wäre die Standfestigkeit des Turms durch die Schwingungen nicht mehr gewährleistet.

Hinzu kam, dass die drei übereinander hängenden guss—eisernen Glocken schon lange stumpf klingen. Im Jahr 1964 eingebaut, hatten sie ihre Lebensdauer überschritten: „Im Gegensatz zu Bronzeglocken kann man Stahlglocken maximal 50 Jahre lang verwenden“, sagte Braß. Die Gemeinde hätte einen sechsstelligen Betrag für ein neues Geläut investieren müssen — angesichts der finanziellen Lage eine nicht zu stemmende Aufgabe.

Nun zeichnet sich Hilfe aus der Nachbarschaft ab: Weil die Kirchengemeinde in Heiligenhaus ein Gemeindezentrum schließen und veräußern muss, wird die dazugehörige Kirche entwidmet. Die nicht mehr benötigten Glocken würden die Heiligenhauser der Nevigeser Gemeinde überlassen, berichtete der Baukirchmeister. Damit könne man den Guss neuer (Bronze-)Glocken — der finanziell größte Brocken auf dem Weg zum neuen Geläut — einsparen.

Bis die neuen Glocken über dem Siepen erklingen könnten, müssen jedoch noch etliche andere Hürden überwunden werden. So soll zunächst mit Hilfe eines von der Landeskirche beauftragten Gutachters geprüft werden, ob die Glocken überhaupt in Neviges verwendet werden können.

Danach müsse ergründet werden, ob der Glockenstuhl geeignet ist und welche Umbauten gegebenenfalls erforderlich sind: „Jetzt haben wir ein Stahlgestühl — funktioniert das auch mit Bronzeglocken oder muss es durch Holz ersetzt werden?“ Auch Standfestigkeit und Statik müssten überprüft werden, zumal Bronzeglocken schwerer sind als Stahlglocken.

Erst wenn alle technischen Fragen geklärt seien, könne man über die Kosten reden, sagte Braß. Konkrete Zahlen wollte der Nevigeser daher ebenso wenig nennen wie einen Zeitrahmen. Die letztendliche Entscheidung liegt dann beim Presbyterium.