Amtsinhaber Dirk Lukrafka konnte bei der Stichwahl die meisten Stimmen in Velbert-Mitte auf sich vereinen, nicht aber in Neviges Neviges: „Früher eine Domäne der CDU“

Velbert. · Die Stichwahl um das Bürgermeisteramt hat Dirk Lukrafka (CDU) mit 12 352 Stimmen knapp gegen Esther Kanschat (Bündnis 90/Die Grünen) gewonnen, die 12 132 Kreuze auf den Wahlzetteln auf sich vereinen konnte.

 Die Anspannung stand den CDU-Mitglieder im Gesicht: Im Parkhotel verfolgen der CDU-Vorsitzende Burkhard Fülling (v.l.) mit Dirk Lukrafka und den Ratsmitgliedern Marlies Ammann und Hans Küppers die aktuellen Wahlergebnisse auf der Homepage des Rathauses.

Die Anspannung stand den CDU-Mitglieder im Gesicht: Im Parkhotel verfolgen der CDU-Vorsitzende Burkhard Fülling (v.l.) mit Dirk Lukrafka und den Ratsmitgliedern Marlies Ammann und Hans Küppers die aktuellen Wahlergebnisse auf der Homepage des Rathauses.

Foto: Ulrich Bangert

Ein Wahlkrimi, der bis zuletzt spannend blieb.

Als im „Da Vinci“ die ersten Ergebnisse aus den 77 Wahlbezirken eintrafen, herrschte bei der grünen Spitzenkandidatin und ihren Unterstützern von SPD, FDP, Linke und Piratenpartei freudiger Optimismus. Im Laufe des Abends geriet die Auszählung der Stimmen immer mehr zum Wahlkrimi: Mal war auf den Grafiken, die das Team Wahlen aus dem Rathaus ins Internet stellte, der schwarze Balken größer als der grüne und umgekehrt. Im Parkhotel schlug bei der CDU die Anspannung erst mit der Auszählung des letzten Stimmbezirkes in Jubel um: 50,45 Prozent für Dirk Lukrafka und 49,45 Prozent für Esther Kanschat.

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir bis zur letzten Auswertung warten mussten“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Karsten Schneider. „220 Stimmen ist knapp, aber die Mehrheit. Ich war überrascht, wie stark die Mobilisierung auf der Gegenseite war.“ Sorgen macht sich der Unionspolitiker über die Ergebnisse in Neviges: „Das war früher eine Domäne der CDU.“ Die meisten Stimmen konnte der Amtsinhaber in Velbert-Mitte auf sich vereinen. „Das ist in großen Teilen immer noch eine Arbeiterstadt, wo viele Menschen ein relativ geringes Einkommen haben. Da macht man sich Sorgen, dass grüne Programmatik teuer werden könnte. Hinzu kommt, dass grüne Themen, wie ein Bahnanschluss, sich in Mitte nicht so verfangen haben.“

Warum so viel Grün in Langenberg gewählt wurde, kann Karsten Schneider nicht verstehen: „Das ist doch optimal an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, da fehlen mir die Anhaltspunkte.“ In Langenberg sowie im Velberter Osten ist das „Große Feld“ ein Thema. Der CDU-Fraktionschef steht weiter zu der Umwandlung des Ackers in ein Gewerbegebiet: „Das ist für Velbert von Bedeutung. Jahrzehnte lang haben wir die Autobahn gefordert, die in fünf Jahren ganz fertig sein wird, und wir geben alle Vorteile aus der Hand.“

Unterstützerparteien haben nur eine Stimme Mehrheit

Die Parteien, die Esther Kanschat unterstützten, sind im Rat der Stadt nur mit einer Stimme Mehrheit vertreten. „Die ist nicht stabil, man schaue sich nur die unterschiedlichen Auffassungen von FDP und Linken an. Man hat uns Signale gegeben, dass die Zusammenarbeit eine einmalige Geschichte im Zusammenhang mit der Stichwahl war. Wir werden selbstverständlich eine Zusammenarbeit mit den Grünen ausloten, das wird aber sehr, sehr schwer. Wir führen Gespräche mit allen Parteien im Rat. Mit der AfD wird es keine offensive Zusammenarbeit geben.“

 Einen Tag nach der Stichwahl hat sich die unterlegene Kandidatin Esther Kanschat von der Niederlage erholt. Sie sagt zu dem knappen Ergebnis: „Es tut schon weh, ich hatte es mir anders erhofft, es fehlten eben ein paar Stimmen. Das Ergebnis sollte dem Amtsinhaber zu denken geben und er sollte es ernst nehmen, fast eine Mehrheit wollte einen Wechsel. Wir werden jetzt grüne Themen nach vorne bringen. Immer mehr Leute meinen, man können nicht noch mehr Flächen versiegeln.“

Ein weiteres Anliegen von Esther Kanschat ist es, mehr Transparenz und Öffentlichkeit herzustellen, gerade wenn es sich um die städtischen Betriebe dreht. Sie geht davon aus, dass mit ihren Unterstützern keine Mehrheiten zusammenkommen: „Dafür sind die zu verschieden. Mit der CDU hätten wir eine Mehrheit, aber die zeigte sich in den vergangenen Jahren wenig kompromissbereit. Mal abwarten, was da jetzt kommt.“

Einig ist man sich im Umgang mit der AfD: „Die sollte man klein halten. Wir wollen ihr nicht eine Bühne für deren Hasstiraden und Polemik bieten.“