Neviges Elterntaxis stören Anwohner

Neviges · Während der Corona-Pandemie werden an der Maikammer mehr Schüler mit dem Auto gebracht.

 Anwohnern der neuen Gesamtschule in Tönisheide sind Elterntaxis ein Dorn im Auge.

Anwohnern der neuen Gesamtschule in Tönisheide sind Elterntaxis ein Dorn im Auge.

Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Neue Schule, altes Problem? Mit dem Einzug der Gesamtschule in die Räume der ehemaligen Realschule hat der Verkehr an der Maikammer wieder zugelegt. Dorn im Auge sind Anwohnern die Elterntaxis, die die Einbahnstraße am Haupteingang des Schulgebäudes befahren, um den Nachwuchs zu bringen oder abzuholen, berichtet Melanie Blobel, die mit ihrer Familie nur wenige Meter entfernt wohnt. „Da wird oft so geparkt, dass es teilweise kein Durchkommen gibt“, kritisieren die junge Tönisheiderin und zwei Nachbarinnen.

Die Corona-Pandemie hat das Problem eher noch verschärft

„Wir freuen uns natürlich sehr, dass sich die neue Gesamtschule großer Beliebtheit erfreut“, sagt Stefan Atzwanger, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins Tönisheide, sieht allerdings im Juni 2019 gegenüber der Schulleitung geäußerte Befürchtungen bestätigt: Wie zu HKS-Zeiten komme es in den schmalen Straßen des verkehrsberuhigten Bereiches zu angespannten Situationen zwischen Schülern, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen, und Pkw-Fahrern, die morgens oft berufsbedingt eine gewisse Eile mitbrächten. Zudem gebe es morgens, nachmittags und bei Schulveranstaltungen mangels Parkmöglichkeiten sehr häufig Beeinträchtigungen für die Anwohner durch zugeparkte Einfahrten und Rettungswege. Falschparker nervten vor allem nachmittags, wenn Eltern auf ihre Kinder warteten, während sie morgens meist nur den Nachwuchs aus dem Auto ließen.

„Die Problematik hat sich in Zeiten der Corona-Pandemie leider noch verschärft, da viele Eltern ihre Kinder zur Zeit nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren lassen wollen“, so Atzwanger. Da die Zahl der Schüler noch zwei Jahre deutlich ansteigen wird, sollten Lösungsvorschläge erarbeitet werden, wobei ein Verkehrskonzept „Gesamtschule“ nicht allein auf Reaktivierung der Schulbus-Linien beruhen, sondern im Wohngebiet die Vermeidung von Individualverkehr und den Verzicht auf den Schülertransport „bis zum letzten Meter“ beinhalten sollte, sagt Atzwanger. Ein solches Konzept sei auch für die Grundschule angebracht, vor deren Türen an Nevigeser- und Kirchstraße es ebenfalls kritische Situationen gebe.

An diesem Montagmorgen ist die Lage an der Gesamtschule allerdings völlig entspannt: Die Autos, die vorfahren, lassen sich an einer Hand abzählen, und auch die Zahl der Kinder, die zur Schule kommen erscheint nicht übermäßig hoch. Das sei nicht der Normalzustand, betonen Melanie Blobel und ihre Nachbarinnen unisono. „Möglicherweise haben sich die Kinder anders verteilt, weil ein Teil corona-bedingt durch den rückwärtigen Eingang in die Schule geführt wird und daher die Straße Auf der Drenk benutzt“, vermutet Jens Bullmann. Zudem komme ein großer Teil der Kinder mit dem Bus, zu Fuß oder, wegen des gerade stattfindenden Stadtradelns, auch mit dem Fahrrad. Bullmann sieht ebenfalls das Problem parkender Fahrzeuge am Nachmittag, wenn die Eltern zum Schulschluss gegen 13 oder 16 Uhr auf ihre Sprösslinge warteten. Auch Lehrerparkplätze seien schon zugestellt worden: „Morgens gibt es eigentlich keine Schwierigkeiten.“ Über Alternativen wie Kiss-and-Ride“-Parkplätze habe man bereits zum Schulstart mit der Stadt gesprochen, diese seien jedoch nicht umsetzbar gewesen. Vor zwei Wochen hatte der Schulleiter einen Brief an die Eltern herausgegeben und im Sinne gutnachbarlicher Beziehungen um Einhaltung der Verkehrsregeln gebeten – vielleicht habe das schon Wirkung gezeigt. Ähnlich wird auch bei größeren Veranstaltungen verfahren. Der Bürgerverein will die Situation weiter beobachten, um ein genaueres Bild zu erhalten und den Dialog mit Schulleitung, Eltern, Anwohnern, Polizei und Stadt suchen, sagt Atzwanger. So teilen nicht alle Anwohner die Meinung ihrer Nachbarn. Tanja Helbig etwa sieht den Elternverkehr gelassen: „Zu Realschulzeiten war erheblich mehr los.“