Velbert Lukrafka und Kanschat kämpfen weiter
Velbert · Verluste für CDU und Velbert anders, die SPD wertet ihr bisher schlechtestes Wahlergebnis als Schlag in die Magengrube.
„Die Wahl ist gut gelaufen für mich und meine Partei“, stellte am Montag Bürgermeister Dirk Lukrafka (CDU) fest, der allerdings mit 40,89 Prozent der stimmen die absolute Mehrheit verfehlte und in der Stichwahl gegen Esther Kanschat (Bündnis90/Die Grünen) antritt. „Der leichte Verlust im Rat war zu erwarten. Immerhin hat die CDU 21 Wahlkreise direkt geholt, ein großes Lob an die Kandidaten, es war ein echt gutes Wahlteam.“ Nun konzentriert sich Lukrafka auf den 27. September: „Wir müssen die Wähler mobilisieren. Auch wenn Frau Kanschat einen deutlichen Abstand hat, ist die Wahl noch nicht ausgemacht und das Thema gelaufen.“
Über sein Wahlergebnis ist Rainer Hübinger, der Velberter SPD-Vorsitzende und Kandidat für das Bürgermeisteramt, enttäuscht: „Dass ich nicht Zweiter geworden bin, war ein Schlag in die Magengrube. Aber gegen den Landestrend hin zu den Grünen kann man nur bedingt ankämpfen. Der Wähler meint, dass es ein weiter so nicht mehr geben darf, da muss man seine Schlüsse draus ziehen. Das werden wir in der Fraktion und dem Parteivorstand abstimmen. Die Stichwahl wollen wir nicht übergehen. Ich habe eine Meinung dazu, aber vor der Sitzung äußere ich mich nicht“, so der Wahlverlierer. Hübinger lässt sich durch das Debakel nicht entmutigen: „Ich stehe bei der konstituierenden Sitzung der Fraktion in der nächsten Woche als deren Vorsitzender zur Verfügung. Ich werde weiter für Velbert und den Kreis Mettmann, wo ich wieder in den Kreistag zog, arbeiten. Die Aufgaben im Rat bleiben die gleichen, allerdings verteilt sie sich auf weniger Schultern.“
Auch wenn die SPD ihre beiden Wahlziele, – zweiter bei der Bürgermeisterwahl und eine Zwei vor dem Ratswahlergebnis – nicht erreicht hat, hält Rainer Hübinger das Abschneiden der Velberter Partei im Kreisvergleich gar nicht für so schlecht: „In Monheim gab es für die SPD nur knapp acht Prozent.“ Außerdem gibt Hübinger zu bedenken, dass die CDU 3,5 Prozent verloren und damit ihr bisher schlechtestes Ergebnis eingefahren hat.
„Ich freue mich riesig über das wirklich gute Abschneiden der Grünen in Velbert und bin begeistert von meinem Ergebnis als Bürgermeisterkandidatin“, so Esther Kanschat von Bündnis 90/Die Grünen. „Jetzt werde ich als nächstes bei den anderen demokratischen Parteien und Wählergemeinschaften anfragen, ob sie mir ihre Unterstützung für meine Kandidatur in der Stichwahl zukommen lassen. Mit dem Wahlergebnis und der Empfehlung von den anderen Parteien kann ein Wechsel an der Führungsspitze gelingen. Damit können wir endlich zu einem anderen Denken und Handeln kommen, zu mehr Gleichbehandlung aller Bürger. Ich würde es sehr begrüßen, endlich die Bedienpolitik in Velbert zu beenden und wir objektive Unterlagen zur Entscheidungsfindung zu nachhaltigen Konzepten bekommen.“
Friedrich August Tonscheid, der Bürgermeister-Kandidat von Velbert anders, ist enttäuscht. Vor allem in Neviges, wo er sich gegen die Bebauung der Kleinen Höhe einsetzte, hatte er mehr erwartet und blickt zynisch auf die Wahlversprechen anderer: „CDU, Grüne und SPD können in den nächsten fünf Jahren ja das umsetzen, was sie schon 2014 vorhatten.“ Für wenig wahrscheinlich hält er es, dass sich seine Wählergemeinschaft für eine der zwei Bürgermeister-Optionen ausspricht: „Wir wollen uns nicht anbiedern.“ Helmut Stiegelmeier von der Piratenpartei ist mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir haben künftig drei statt zwei Sitze im Rat. Es sind viele junge Leute dazugekommen, die werden wir in die Arbeit mit einbeziehen. Über sein Abschneiden bei der Bürgermeisterwahl mit 4,05 Prozent ist Stiegelmeier nicht enttäuscht, vielmehr freut es ihn, dass mit dem Wahlkampf die großen Parteien aus der Reserve gelockt werden konnten. Die Piraten überlegen noch, für wen sie eine Empfehlung bei der Stichwahl aussprechen werden. „Meine persönliche Meinung ist, dass wir einen Wechsel an der Spitze brauchen.“
„Wir sind von den Kleinen die viertstärkste Fraktion“, stellt Dirk aus dem Siepen von den Unabhängigen Velberter Bürger (UVB) fest. „Wir sehen das als Auftrag, dass sich etwas ändert. Wir sind gegen den Klüngel aus CDU, SPD und Velbert anders. Ich denke, dass sich etwas tut, weil sich die Mehrheitsverhältnisse geändert haben.“ Über eine Stichwahl-Empfehlung beriet die UVB am Montagabend.