Missionieren — mehr als ein Abenteuer

Der gebürtige Nevigeser Simon Gruber zieht mit seiner Frau Carina Anfang Januar erneut für drei Jahre nach Uganda. Auch wenn die Region gefährlich ist, folgen die 31-Jährigen ihrer Berufung.

Foto: privat

Neviges. Beim Abendessen gerieten Simon und Carina Gruber in ein Feuergefecht zwischen Soldaten und Viehdieben. Sie erkrankten beide an Malaria und diversen anderen Krankheiten. Einmal traf eine giftige Speikobra den gebürtigen Nevigeser im Auge. „Wenn unsere Reise nach Uganda nur die Suche nach einem Abenteuer gewesen wäre, dann wären wir schon oft zurückgekehrt“, sagt Simon Gruber. Doch für ihn ist seine Arbeit in Afrika mehr. „Es ist eine Berufung“, sagt der studierte Theologe. Die Grubers sind Missionare und gehen am 3. Januar erneut für drei Jahre in die Region Karamoja, die bereits zwischen Januar 2013 und 2016 ihr neues Zuhause wurde.

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Die Angst vor dem Leben in Afrika, die Gruber noch hatte, als er mit 19 Jahren erstmals im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres in Uganda war, ist inzwischen verflogen. Aber das benötigte seine Zeit. „Um sich Zuhause zu fühlen, brauchten wir die ersten zwei Jahre. Ich denke nicht, dass es schneller geht“, so Gruber.

Missionieren in den Nomadendörfern bedeutet nicht nur, Menschen den christlichen Glauben näher zu bringen, sondern auch vor Ort zu helfen. Carina Gruber ist Tierärztin und hat in Uganda eine Praxis eröffnet. Für die Menschen in der ärmlichen Region sind Tiere überlebenswichtig.

Der Sohn des Pfarrers Detlef Gruber ist für den biblischen Teil der Mission zuständig, er erzählt den Dorfbewohnern Bibelgeschichten. Eigentlich sind sie Animisten, glauben an die Beseeltheit aller Dinge und haben traditionelle Heiler als Vermittler zur spirituellen Welt. „Für eine Geschichte sind die Menschen aber immer zu haben“, sagt Gruber. Gerade zu den Erzählungen aus dem alten Testament hätten die Naturvölker oftmals eine ganz direkte Verbindung.

Wichtig ist dem Missionar, dass den Afrikanern mit dem christlichen Glauben nicht auch eine kulturelle Ausprägung aufgedrängt wird. „Ich finde es schade, wenn Menschen nicht in die Kirche dürfen, wenn sie keine Hose anziehen. Unser Anliegen ist es, eine Brücke zu bauen — deshalb treffe ich mich mit den Menschen unter dem Baum, so wie sie es kennen“, sagt Gruber.

Simon Gruber, Missionar

Doch warum diese Völker überhaupt zum Christentum bekehren? Der Nevigeser glaubt: „Menschen, die sich für Gott geöffnet haben, können einen Gegenpol zu einer Kultur des reinen Überlebens bieten.“ So sollen in Uganda Gemeinden als Hoffnungsträger entstehen, die nachhaltig den Menschen helfen.

Im Januar geht es damit weiter. Bis dahin verbringen die Grubers Weihnachten in Neviges. Dann wechselt das Ehepaar wieder zwischen den Welten. „Der Stress der Umstellung ist enorm“, sagt Gruber, der in Deutschland zunächst durch das ewige vernetztsein mit dem Smartphone überfordert war. Seine Erfahrungen in der Ferne haben ihm einen anderen Blick auf Armut gegeben. „Ich dachte immer, dass es in Deutschland weniger Armut gibt. Heute sehe ich, sie hat nur andere Gesichter.“

In Uganda, wo die Grubers in einem Haus mit Latrine und ohne fließendes Wasser leben, war die Umstellung auf eine andere Weise schwer. „Aber an so Dinge wie die Latrine und das Essen hat man sich in ein paar Wochen gewöhnt“, sagt er. „Nur eines werde ich immer vermissen: meine Familie.“