Museum zeigt Vielfalt des Bezahlens

Die Ausstellung mit dem Titel „Wertvoll“ präsentiert, welche Zahlungsmittel der Mensch genutzt hat.

Museum zeigt Vielfalt des Bezahlens
Foto: Ulrich Bangert

Velbert. Bargeldlos zahlen — das ist keine Erfindung der digitalen Revolution. Schon immer nutzten kulturell entwickelte Gesellschaften nichtmünzliche Zahlungsmittel. Mit der aktuellen Ausstellung „Wertvoll“ schlägt das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum Velbert einen Bogen über alle Kontinente und Epochen bis zur Nachkriegszeit, als mit heimischen Waren Tauschhandel betrieben wurde. „Dinge werden zu Geld, wenn sich eine Gruppe einigt, dass man dies als Geld anerkennt“, definiert Museumsleiter Ulrich Morgenroth. „Das war einer meiner Geistesblitze, mal eine solche Ausstellung zu machen, aber ich hatte lange keinen geeigneten Leihgeber. Den habe ich jetzt in der Sammlung Köhler-Osbahr gefunden.“

Mit großem Enthusiasmus wurde die Ausstellung durch die Kuratorin Yvonne Gönster zusammengestellt, tatkräftig unterstützt durch die Restauratorin Lea Fernau, die als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Museums beim Aufbau der Ausstellung half, die morgen um 18 Uhr durch den stellvertretenden Bürgermeister Emil Weise eröffnet wird.

„In jeder Kultur gab es Dinge, die als wertvoll und damit als Geld angesehen wurden“, weiß Gönster und verweist auf die glänzende, porzellanartige Oberfläche der Kaurischnecke. „Sie wurde stets als etwas Wertvolles und Besonderes angesehen. Das Kaurigeld war fast überall auf dem Globus anerkanntes Zahlungsmittel, fast 4000 Jahre lang bis in die 1960er Jahre.“ Je runder die Eckzähne des Papua-Schweins in Neuguinea wuchsen, umso bedeutender wurden sie als Reichtumsanzeiger. In anderen Regionen von Ozeanien waren die Menschen „steinreich“: Die „Währung“ auf den Yap-Inseln bestand aus Steinscheiben von wenigen Zentimetern bis zu einem Durchmesser von vier Metern.

„Die Einheimischen sagten sich, dass Menschen geboren werden und sterben, aber die Steine bleiben für immer bestehen.“ Wie Kleingeld wurden kleinen Steinscheiben bei einem Zahlvorgang übergeben, doch wie zahlte man mit den tonnenschweren Exemplaren? „Die verblieben einfach an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort. Wem welche Anteile an dem Stein gehörten, blieb einfach im Gedächtnis. Das hatte ein bisschen was von unseren Aktien“, versucht Yvonne Gönster einen Vergleich zu ziehen.

Tauschsysteme waren kein Phänomen exotischer Naturvölker, sondern sie waren hierzulande im 17. und 18. Jahrhundert üblich: „Schlösser hatten einen regelrechten Geldcharakter, erst im 19. Jahrhundert wurde es üblich, mit Bargeld zu bezahlen“, beschreibt Ulrich Morgenroth. Die Schmiede und Schlosser karrten ihre Erzeugnisse zu den sogenannten Verlegern, die auf überregionalen Märkten die Ware absetzten, als Gegenleistung erhielten die Handwerker Rohstoffe für die Produktion und Güter für den täglichen Bedarf, unter anderem Textilien, Tabak, Alkohol, Seife, Speck.

Ein weiteres Tauschsystem entwickelte sich durch die Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg. Zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Währungsreform von 1948 verlor die Reichsmark an Wert, und Zigaretten wurden zur beliebten Währung.

Daneben entwickelten sich die Produkte der heimischen Industrie als Zahlungsmittel für Lebensmittel: Neben Schlössern und Beschlägen wurden kurzerhand Haushaltsgeräte produziert, um sie in den ländlichen Regionen gegen Eier, Speck, Kartoffeln und andere Sachen einzutauschen. Für Naschkatzen dürfte das „Kakaogeld“ interessant sein: Bei den Azteken dienten die Früchte des Kakaobaums als Zahlungsmittel. Interessenten können darüber im Rahmen einer Führung am 25. Juni um 14 Uhr noch mehr erfahren. Das Thema wird mit weiteren Führungen und Workshops umfangreich bearbeitet.