Nachgefragt: Was bedeutet Heimat für die Wülfrather?
Freunde, Familie und die Stadt. Die Antworten sind so unterschiedlich wie die Menschen.
Wülfrath. Nicht nur weil Ost- und Westdeutschland Silberhochzeit bei der Wiedervereinigung feierten, wird an Tagen wie diesen der Begriff „Heimat“ viel diskutiert. Heimat bedeutet für jeden etwas anderes. Deshalb haben wir Wülfrather befragt, wie sie dieses Wort mit Leben füllen.
Eva Geiermann ist Neu-Wülfratherin, „von ganzem Herzen und aus tiefster Überzeugung“ lebt sie seit März hier. Der Ort lässt sie schwärmen, „die Stadt hat mich gleich fasziniert“, weshalb sie das bisherige Domizil in Tönisheide aufgegeben hat. Neue Kontakte hat sie „noch nicht so viele“ geknüpft. Was aber nicht schlimm ist. Denn ihre Freundinnen Elke Roth und Ursel Werner hat sie noch immer an ihrer Seite.
Regelmäßig trifft sich das Trio zum ausgedehnten Kaffeeklatsch - und zwar grundsätzlich in der Schwanenstraße. „Heimat ist für mich gleichbedeutend mit Menschen“, erklärt Ursel Werner ihrer Definition. „Ich liebe auch die Region, aber die Leute sind mir das Wichtigste.“ Und Elke Roths Heimatgefühle gehen so weit, dass sie zwar „sehr gerne hier lebt“, aber ein mal in der Woche nach Wuppertal fährt. „Da bin ich geboren. Wenn ich nicht regelmäßig die Schwebebahn sehe und das leise Sirren höre, werde ich krank.“
Sabrina Balzer ist Wülfratherin „durch und durch“, auch wenn es zum Ausgehen bessere Adressen gibt. Niemals seine Stadt verlassen würde der Hausweber. Tief verwurzelt bleibt das bleischwere Denkmal für den Gewerbezweig, der um 1900 so wichtig für die Kalkwerkerstadt war, treu. Nach dem Motto: „Was nutzt mir Köln bei Sonne, wenn ich in Wülfrath im Regen stehen kann.“ Und mit diesem Lokalpatriotismus ist auch Wolfgang Kraemer gesegnet. „Ich bin kein Kosmopolit“, beantwortet er die Heimat-Frage. „Es ist die gewohnte Umgebung, die ich liebe“, in seinem Fall „das unvergleichliche Flair der Stadt, so wie hier ist es sonst nirgendwo auf der Welt.“
In einem „ganz unbekannten Kosmos, in dem alles fremd ist“, muss sich Ayham Wakass zurechtfinden. „Ich musste aus Syrien fliehen“, gerade noch rechtzeitig habe er sich mit nichts als seinem Leben davon machen können. Seit einem Monat ist er in Wülfrath. „In meinem Land war ich im Management einer Firma. Hier fange ich bei Null an.“