Nachgekauft: 300 Tonnen Salz für Ratingens Straßen
Ab 4.30 Uhr waren die Mitarbeiter des Betriebshofs am Sonntag im Einsatz.
Ratingen. Urlaub? Den gibt’s zurzeit nur in Ausnahmefällen und dann allenfalls tageweise - etwa für Familienereignisse. Beim städtischen Baubetriebshof ist nicht etwa die Leibeigenschaft wieder eingeführt worden, vielmehr zwingt die Wetterlage dazu, dass alle Einsatzkräfte an Bord sein müssen. Und die haben jetzt richtig zu tun. Alle 22 Mitarbeiter waren am Sonntag ab 4.30 Uhr draußen, um der weißen Pracht auf den Straßen Herr zu werden.
Los ging es mit dem Kälteeinbruch schon Mitte der Woche. "Am Donnerstag hat mich nachts um 1Uhr die Polizei aus dem Bett geklingelt", erzählt Roland Rath, Abteilungsleiter beim Baubetriebshof und für die Straßenräumung zuständig. Die Ordnungshüter meldeten Glätte auf mehreren Hauptstraßen: Volkardeyer-, Kaiserwerther-, Broichhof- und Bahnhofstraße. Rath schickte zwei Wagen zum Streuen los, obwohl er es gar nicht gemusst hätte.
Denn die Frühschicht beginnt erst um 3.30 Uhr. Rath hat sich im städtischen Rechtsamt erkundigt: Außerhalb der Schichten muss die Stadt nicht streuen. "Gesetzlich bin ich auf der sicheren Seite. Aber moralisch? Was ist aber, wenn ich dann später lese, dass es auf dieser oder jener Straße einen schweren Unfall mit einem Toten gegeben hat?", grübelt der Abteilungsleiter.
Die Frühschicht dauert bis 12.30 Uhr. Bis dahin müssen alle wichtigen Haupt- und Nebenstraßen geräumt und gestreut sein. Für Anliegerstraßen sind - wie der Name schon sagt - die Anlieger selbst zuständig. Um 13Uhr nimmt die zweite Schicht ihre Arbeit auf - bis 21.30 Uhr. Am Sonntag darf’s auch mal etwas später sein: Dann beginnt die Schicht um 5 Uhr und dauert bei Bedarf den ganzen Tag.
Rund 370 Straßenkilometer müssen jeweils bewältigt werden, wobei breite Straßen wie der Europaring doppelt abgefahren werden. Auf 23 Mitarbeiter kann Rath zurückgreifen. Sie sind mit fünf großen Streufahrzeugen mit Schneepflug und fünf kleineren Einsatzwagen auf Achse. Aber nur im warmen Wagen sitzen, ist nicht: In kleinen Trupps werden von Hand Fußgängerwege und Bushaltestellen geräumt und gestreut. Wann es ernst wird, erfahren Rath & Co. aus dem Computer, wo sie die Wetterprognosen abfragen. Natürlich liefert auch der Wetterdienst in Essen wichtige Infos, aber die regionale Wetterentwicklung kommt aus anderen Quellen.
Für das Wochenende war Rath bestens gerüstet. Erst am Freitag hatte er noch einmal Salz nachgekauft, nachdem die vorangegangenen kalten Tage die Vorräte hatte schrumpfen lassen. 250 bis 300 Tonnen Salz und 30 000 Liter Sole lagern auf dem Baubetriebshof. "Das hört sich nach viel an, ist aber je nach Wetterlage schneller verbraucht als man sich vorstellen kann", so Rath.
Ein Großteil ging bereits am Samstag drauf, denn die Ratinger hatten vorausgedacht: Weil die ergiebigen Schneefälle vorausgesagt worden waren, war das Bauhof-Team schon samstags unterwegs, um "vorzustreuen". Eine Maßnahme, die sich bewährte. Zumindest auf den Hauptverkehrsstraßen war das Fahren einigermaßen problemlos möglich.