Schnee bremst Aufbau der Kerzenkapelle
Wenn das Wetter es zulässt, soll heute das Gestell für die Brennstelle neben dem Dom aufgebaut werden. Ein Tieflader hat die Teile am Samstag nach Neviges transportiert.
Neviges. Die vierte rote Adventskerze ist neben dem Altar des Mariendoms angezündet. Zwei weitere schlichte weiße Kerzen schmücken den Tisch des Herrn. In der Gnadenkapelle brennen hunderte Teelichter, im Rund um die Mariensäule mit dem Gnadenbild sind große und dicke Kerzen aufgestellt.
"Das wird nicht so bleiben", sagt Franzikanerpater Herbert Schneider. Denn der Ruß der vielen Kerzen ist im Laufe der Jahre zum Problem geworden: Als dunkler Belag legte er sich auf die Wände der Wallfahrtskirche und schadete der Orgel.
Zukünftig werden deshalb nur noch hochwertige Kerzen und Teelichter zugelassen - "so wie im Kölner Dom", sagt der Wallfahrtsleiter. Doch wer ein Glaubenszeichen setzen will, kann auch weiterhin Kerzen anzünden. Außerhalb des Doms, neben dem linken Eingang und ganz in der Nähe der Gnadenkapelle, entsteht eine Kerzenkapelle (WZ berichtete). "Das ist wohl einmalig in Deutschland", sagt Pater Herbert. Im Wallfahrtsort Kevelaer gebe es zwar auch eine Kerzenbrennstelle außerhalb der Kirche, jedoch nicht in der Nähe des Gegenstandes der Verehrung.
Wie das aufwändige Gebilde, das Dom-Architekt Gottfried Böhm entworfen hat, letztlich aussehen wird, kann sich der Wallfahrtsleiter noch nicht so richtig vorstellen. Es soll aber die Form eines Rosenbaums haben. Als Wetterschutz soll aus Metall und Glas ein freistehender Pavillon mit einem geschwungenen Dach entstehen.
Eigentlich sollte die Kerzenkapelle schon vor Weihnachten stehen. Doch der Wintereinbruch hat die Pläne durchkreuzt. Ein Lastwagen mit den Teilen, die auf das neben dem Eingang schon entstandene Gerüst aufgebaut werden werden, sollte am Freitag in Neviges eintreffen - wegen des einsetzenden Schneefalls wurde der Tieflader aus Stuttgart aber an der Autobahnraststätte Ohligser Heide angehalten.
Erst als am Samstag die Fahrbahnen frei waren, konnte der Lastwagen - geleitet von der Polizei, weiterfahren. Nun steht er auf dem Klosterparkplatz. Wenn es das Wetter zulässt, soll das schwere Gebilde heute zur Domplatte gehievt werden. Dass die Kapelle aber Weihnachten fertiggestellt sein wird, ist unwahrscheinlich. "Da wird wohl Januar drüber", vermutet der Wallfahrtsleiter.
Die neue Kapelle wird viele Kerzen fassen. Nachts wird sie verschlossen. Im Dom selbst dürfen neben Teelichtern noch Altarkerzen brennen, auch die Wallfahrer dürfen zu ihren Prozessionen Kerzen aufstellen. "Nach der Andacht oder Messe müssen sie aber wieder gelöscht werden", sagt Pater Herbert. Dass das schon längere geplante Projekt einer Kerzenkapelle jetzt umgesetzt wird, hat auch mit der neuen Pfeifenorgel zu tun, die bis Mai auf der Empore aufgebaut wird. "Wir tragen Verantwortung für dieses Instrument.
Es darf nicht durch Ruß geschädigt werden", so der Wallfahrtsleiter. Gottesdienstbesucher werden sich also im neuen Jahr etwas umgewöhnen müssen. Gestern ist Helene Lange aus Ratingen mit ihrer Freundin aus dem Schwarzwald in dem Dom gekommen. Die Frauen bewundern die moderne Architektur, zünden ein Teelicht an. "Gut, dass wir das noch dürfen", sagen sie, "eine Kirche ohne Kerzenlicht ist einfach keine Kirche."