Neviges: Gelbe Säcke bleiben ein Ärgernis
Die Rationierung und die mangelnde Reißfestigkeit sorgen weiter für Unmut. Die TBV, die die Verteilung für den Entsorger erledigen, bekommen die Kritik ab.
Neviges. Die Situation ist offenbar noch immer unbefriedigend: Bei der Bürgermeistersprechstunde auf dem Wochenmarkt war das Thema "Gelbe Säcke" eines der dominierenden. Vor allem ärgern sich die Bürger nach wie vor über die Rationierung der Ausgabemenge.
Rückblende: Im Frühjahr 2009 hatten die Technischen Betriebe (TBV) die Notbremse gezogen, nachdem in den ersten drei Monaten mehr als 500.000 der rund 1,5 Millionen für Velbert pro Jahr zur Verfügung stehenden Säcke ausgegeben worden waren.
Die Gesamtmenge hat die für die Abfuhr in der Schlossstadt zuständige Firma AWG (Abfallwirtschaftsgesellschaft Wuppertal) kalkuliert. Weil es die Säcke kostenlos gibt, würden sie in großer Zahl zweckentfremdet, vermuteten die TBV angesichts des rasanten "Absatzes".
So wurden die bis dahin 19Ausgabestellen drastisch reduziert; außerdem wurde die Abgabe auf eine Rolle pro Person beschränkt und Kontingente eingeführt - soll heißen, dass zum Beispiel die städtischen Servicebüros seither nur noch eine bestimmte Anzahl Rollen pro Tag ausgeben dürfen.
Nun beschwerten sich Nevigeser bei Bürgermeister Stefan Freitag, dass häufig bereits am Mittag keine gelben Säcke mehr im Servicebüro erhältlich seien. Eine Bürgerin machte zudem ihrem Ärger Luft, dass sie keine zweite Rolle mehr für ihre gehbehinderte Nachbarin mitnehmen dürfe - diese müsse nun selbst schauen, wie sie an die Sammeltüten kommt. Beschwerden gab es auch über die Qualität der Säcke. Die Folie sei so dünn, dass oft zwei übereinander gezogen werden müssten.
Für Siegmund Halten, Leiter des Nevigeser Servicebüros, ist die Ausgabe der gelben Säcke ein leidiges Thema und die derzeitige Situation höchst unglücklich. Er sieht jedoch kaum Chancen, etwas zu ändern. Eine fünfwöchige Erhebung im Frühjahr ergab, dass im Schnitt allein 250 Bürger pro Woche wegen der Wertstoffsäcke ins Servicebüro kamen. Tatsächlich seien die Vorräte an manchen Tagen schon mittags erschöpft. Man dürfe und könne aber zum Beispiel nicht erfassen, wer sein Kontingent schon abgeholt habe.
Auch für Abfallberater Detlef Schäfer ist die derzeitige Regelung sehr unbefriedigend. "Aber immerhin hat sich der Verbrauch so eingependelt, dass wir bis zum Jahresende hinkommen." Laut Abfallwirtschaftsplanerin Irmgard Olberding wurde zudem erst kürzlich die Qualität der Säcke überprüft.
Ergebnis: Die Materialstärke liegt innerhalb des geforderten Bereichs: "Die Dicke der Folie gibt das Duale System vor", so Olberding. Schäfer betont, dass Stadt und TBV mit der Verteilung der Säcke eine Aufgabe übernommen haben, die eigentlich Sache des Entsorgers ist.
Da inzwischen feststeht, dass nach der neuen Ausschreibung der Wertstoffabfuhr ab Jahreswechsel ein anderes Unternehmen für Velbert zuständig sein wird, werde man anstreben, dass dieser auch die Ausgabe der Säcke erledigt. Für den Vorschlag, alternativ die Wertstofftonne auf freiwilliger Basis einzuführen, sieht Schäfer keine Chance: "Das Duale System Deutschland will keine gemischte Abfuhr." Soll heißen: Entweder bekommen alle die Tonne oder den Sack.
Allerdings ist die Zukunft der gelben Säcke ohnehin ungewiss. So gibt es seit einigen Monaten Bestrebungen im Bundesumweltministerium, diese durch eine Wertstofftonne ersetzen, in der dann auch wiederverwertbare Materialien landen sollen, die bisher über den Restmüll in die Müllverbrennung wandern. Das entsprechende Kreislaufwirtschaftsgesetz ist zurzeit in Arbeit.