Ohne Sternsinger würde den Tönisheidern etwas fehlen

Mit viel Engagement waren in den vergangenen Tagen die Kinder aus der Pfarrgemeinde Sankt Antonius unterwegs, um Segen zu spenden und Geld zu sammeln.

Foto: Ulrich Bangert

Tönisheide. Lara stellt die Sammeldose auf den Tisch. Fast drei Stunden lang war die Fünfjährige zusammen mit Charlotte und Lotta (beide sieben Jahre) im Bereich Weierstall und Papenbruch als Sternsinger unterwegs. Jetzt sind sie im Pfarrheim St. Antonius angekommen und wirken erschöpft. Sie dürfen sich mit Pommes frites, Würstchen, Ketchup und Getränken stärken, zum Nachtisch gibt es einen Pudding. „Wir singen und sammeln Spenden, um armen Kindern zu helfen“, berichtet Lotta. „Das war schon ein bisschen anstrengend“, gibt Begleiterin Lisa Heß zu. „Treppe rauf und runter, wir haben überall angeschellt. In einem Haus mit mehreren Generationen haben sich die Bewohner riesig gefreut. Im Weggehen stellten die Kinder fest: ,Das war aber schön’.“

Lisa Heß, Begleiterin einer der Dreikönigsgruppen

„Es macht einfach Spaß, weil es für einen guten Zweck ist“, begründet die elfjährige Sina ihre Motivation, vor fast jedem Haus die bekannten Lieder zu den drei Königen anzustimmen. „Wir singen, damit die Kinder in Indien nicht arbeiten müssen und zur Schule gehen können“, ergänzen die beiden Freundinnen Frieda und Leni (7) ihren Auftrag. „Einmal hat jemand die Tür auf- und direkt wieder zugemacht“, ärgert sich Leni. „Das war blöd“, fügt Frieda hinzu. „Das kommt nicht oft vor“, berichtet ihre Mutter, die zum dritten Mal die Sternsinger auf ihrer Tour begleitet hat. „Eine Frau sagte uns: ,Ohne euch hätte mir was gefehlt’.“

Seit mehr als 25 Jahren organisieren Annegret und Michael Kellersohn das Sternsingen in der Pfarrgemeinde Sankt Antonius. Früher war Sohn Thomas mit Stern und Sammeldose unterwegs, jetzt zählt er den Inhalt der Dosen zusammen, die ihm die Mutter weiterreicht, wenn nacheinander die 14 Gruppen eintreffen. „Jedes Team möchte sofort wissen, wie viel sie zusammenbekommen haben“, schildert Michael Kellersohn den Ehrgeiz der kleinen Könige. „Vorher haben wir die Kindern instruiert, damit ihnen an der Haustüre keine unpassenden Bemerkungen rausrutschen, wie ,Oh, das ist aber viel’ oder ,Wie, mehr nicht?’“

Die Kellersohns planen die Sternsingerei generalstabsmäßig — mit mehreren Listen und Straßenverzeichnissen. „Das geht los, wenn in den Geschäften die ersten Lebkuchen stehen“, beschreibt Michael Kellersohn den jährlichen Aufwand. „Die Kinder klingeln an jedem Haus. Es hat sich herausgestellt, dass sich Besuche nach Terminen nur schwer organisieren lassen.“

Weil am Wochenende nicht gearbeitet wird, machten sich die Sternträger am Donnerstag und Freitag zu den Betrieben an der Nevigeser Straße und Neustraße auf. „Dabei erfahren die Kinder, wie es in einer Dreherei riecht. Wir werden immer freundlich aufgenommen, schließlich ist der Segen, den wir verteilen, auch am Arbeitsplatz wichtig, damit die Bilanz stimmt“, stellt Kellersohn fest und lacht.

Neben den Geldspenden werden den Mädchen und Jungen viele Süßigkeiten zusteckt, die sich auf mehreren Tischen im Pfarrheim stapeln. „Alle Sachen, die länger haltbar sind, gehen an ein Waisenhaus in der Nähe von Tschernobyl, die freuen sich jedes Jahr darüber. Einen kleinen Teil erhalten die Kinder im Frauenhaus Mettmann“, beschreibt Kellersohn die jahrelang geübte Praxis. „Was die Leute so geben, ist immer gut gemeint, aber wir hatten Plätzchen dabei, die waren ganz gammelig, es fehlten nur noch die angebissenen. So was müssen wir in die Restmülltonne werfen.“