Neviges Osterfest gestaltet sich anders als sonst

Neviges · Wanderer und Architekturliebhaber waren angesichts des herrlichen Wetters enttäuscht über geschlossene Gaststätten.

Nach der Eiersuche daheim in Essen kamen Kathrin und Gordon Teckentrup mit den Kindern Annika und Frederik zum Wandern und Geocaching nach Neviges.

Foto: Ulrich Bangert

. Trotz des schönen Wetters am Sonntag war es nichts mit der Menschenmenge, die sich behend „durch die Gärten und Felder zerschlägt“, wie Johann Wolfgang von Goethe in seinem Faust so zeitlos und treffend das Lebensgefühl zu Ostern beschreibt: Die Menschen wollen nach dem Winter raus und sich gemeinsam an der Belebung der Natur erfreuen. Das war in diesem Jahr so nicht möglich. Durch die Kontaktverbote zum Schutz zur Verbreitung des Coronavirus durften nur Paare und Eltern mit Kindern aus einem Haushalt zum Osterspaziergang aufbrechen.

Bruno und Luisa Kozlowski nutzten das Frühlingswetter zu einem Spaziergang rund ums Hardenberger Schloss. „Da war es sehr ruhig, keine Unannehmlichkeiten mit Trinkern, wie vor ein paar Tagen“, wie die Nevigeser zufrieden feststellten. Das ältere Ehepaar bedauerte sehr, dass man wegen der Kontaktsperre die Kinder nicht sehen durfte, vor allem konnte man den dreijährigen Enkeln nicht bei der Ostereiersuche erleben.

Ungeachtet von der Corona-Krise versteckte der Osterhase dennoch seine bunten und süßen Eier, so in der Wohnung von Familie Teckentrup. „Drei Tütchen Weingummi wurden nicht gefunden“, stellte Mutter Kathrin fest, als sie mit ihrem Mann Gordon und den Kindern Frederik und Annika das Kannebachtal erkundete. Nach der Eiersuche daheim ging es hinaus in die Natur zum Geocaching, einer Mischung aus Schnitzeljagd und Ostereiersuche mit digitaler Unterstützung durchs Smartphone. „In diesen Zeiten holt man den Wanderführer aus dem Regal und schaut sich um. Ich habe einen für das Ruhrgebiet, da war Neviges noch mit drin“, so der Essener. „In dieser Gegend waren wir noch nie, aber wir werden bestimmt nicht das letzte Mal hier sein“, ist sich Kathrin Teckentrup sicher, die von dem kleinen Städtchen mit Schloss und viel Landschaft drumherum ganz angetan war.

Durch einen TV-Bericht auf den Dom aufmerksam geworden

Eva Kukolies aus Würselen zeigte sich von der Architektur des Mariendoms ganz beeindruckt. Sie wurde durch einen TV-Bericht auf diese ganz besondere Kirche neugierig gemacht. „Kinder und Enkel sind über ganz Deutschland verstreut, wir können uns im Moment nicht sehen. So wollten wir den Tag nutzten, um Sachen kennenzulernen, die einem so noch nicht bekannt waren“, begründete Ehemann Christoph den Ausflug aus dem Aachener Land nach Hardenberg, wo der Protestant erstaunt feststellte, dass Neviges ein Ziel für Pilger ist. Vom Baugerüst der Wallfahrtskirche wünscht ein Transparent „Gerade jetzt von Herzen Frohe Ostern“. Die Architekturtouristen waren froh, dass der Dom trotz der Gottesdienstverbote zum stillen Gebet geöffnet war: „Dann können wir uns die Fenster von innen anschauen, das muss bei dem Sonnenschein ganz toll Aussehen“, freute sich Christoph Kukolies auf den Anblick. Allerdings bedauerten die Ausflügler, dass sie den Kunstgenuss wegen Corona nicht mit einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee krönten konnten.

Für eine andere Art der Andacht unter freien Himmel zum höchsten christlichen Fest in Zeiten der Versammlungsverbote hatte sich die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde entschieden. Der spontan angelegte Ostergarten am Gemeindehaus hatte bis zum Sonntagmittag rund 100 Interessenten angelockt. „Das werden wir wohl wiederholen. Ob sich das jedes Jahr machen lässt, ist fraglich. So etwas ist stark vom Wetter abhängig, bei Regen wird kaum jemand kommen“, gab Britta Burkhardt aus der Arbeitsgruppe zu bedenken.