Wülfrath Peetz: „Die Themen werden immer brisanter“

Wülfrath. · Wolfgang Peetz ist Fraktionsvorsitzender der Wülfrather Gruppe. Seit elf Jahren ist die freie Wählergemeinschaft im Stadtrat vertreten. „Bei der ersten Kommunalwahl haben wir aus dem Stand heraus 14,4 Prozent der Stimmen bekommen, im zweiten Jahr waren es bereits 16 Prozent. Dass wir jetzt die 20 Prozent anpeilen, ist nicht unrealistisch“, beschreibt Wolfgang Peetz seine Ziele für die Kommunalwahl im September.

Wolfgang Peetz ist Fraktionsvorsitzender der Wülfrather Gruppe im Stadtrat.

Foto: Tanja Bamme

Themen, die die WG angehen möchte, gibt es schließlich zur Genüge.

„Viele Themen sind seit Jahren gleich, werden mit der Zeit aber immer brisanter.“ Als Beispiel führt der Fraktionsvorsitzende die Pläne um den Feuerwehrneubau an. „Der Vorschlag, den Neubau auf das Bahnhofsgelände zu verlagern, stammt von uns. Erst im persönlichen Gespräch mit der Feuerwehr haben wir herausgefunden, dass ein zweites Gerätehaus nicht mehr von Nöten ist, sollte der Neubau an besagter Stelle realisiert werden. Das spart Geld, Personalkapazität und Zeit.“

Sorgen um die Zukunft der Stadt macht sich Peetz, wenn er in andere Parteireihen blickt. „Ich habe 23 Jahre lang in der Verwaltung gearbeitet und kann sehr gut beurteilen, was es bedeutet, eine Verwaltung zu leiten. Daher verstehe ich nicht, warum die CDU Andreas Seidler ins Rennen schicken, der keinerlei Verwaltungs- und Führungserfahrung vorweisen kann. Bei aller Sympathie – der Kindheitswunsch, einmal Bürgermeister zu sein, qualifiziert ihn in meinen Augen nicht für dieses Amt“, übt Peetz Kritik an der Entscheidung der Wülfrather Christdemokraten.

Wenn der Lokalpolitiker in die Vergangenheit blickt, kann er von zahlreichen Anträgen der WG berichten. „Wir haben zuletzt beinah monatlich einen Antrag gestellt. Darunter zählt beispielsweise der Wunsch, eine Ehrenamtskarte in Wülfrath zu installieren, die zahlreiche Vergünstigungen für ehrenamtliche Helfer bereithält“, erklärt Wolfgang Peetz, der die Notwendigkeit ehrenamtlicher Mitarbeiter auch an der aktuellen Corona-Zeit ausmacht. „Die Arbeit der Ehrenamtler ist unverzichtbar für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“ Die Entscheidung über die Ehrenamtskarte soll im kommenden Sitzungsverlauf – also noch vor der Kommunalwahl – getroffen werden.

Die WG hat sich in der vergangenen Legislaturperiode oft als Schlichter zwischen verhärteten Fraktionsfronten gesehen. „Wir waren oft dafür da, die Knoten zu durchschneiden und Kompromisse zu schaffen“, sagt Wolfgang Peetz. Einen Kompromiss, dem eine lange Diskussion vorausging, ist die Umnutzung des ehemaligen Volkshochschul-Hauses zum Wülfrather Vereinshaus.

„Die eine Partei wollte das Gebäude verkaufen, die andere Partei die Wülfrather Medienwelt an diese Stelle ziehen lassen. Dabei hat sich der Bedarf der Wülfrather Vereinslandschaft bereits bestätigt. Das ist eine tolle Alternative, dieses städtische Gebäude für die Zukunft zu nutzen.“

Mit Blick auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen sorgt sich der Fraktionsvorsitzende um die Unabhängigkeit der Stadt Wülfrath. „2019 waren wir erstmalig unter der 21 000-Einwohner-Grenze. Pauschal verlieren wir im Jahr rund 100 Einwohner. Wenn wir unter die 20 000er-Grenze rutschen, könnten wir unsere Unabhängigkeit verlieren. Der Kreis Mettmann würde einige Verwaltungsbereiche übernehmen, für die wir wiederum viel Geld zahlen müssen. Daher ist es wichtig, dass wir behutsam wachsen.“

Wichtig für dieses Wachstum ist für Wolfgang Peetz die Ausweisung neuer Wohngebiete. „Besonders der Geschosswohnungsbau liegt bei uns völlig brach.“ In diesem Zusammenhang erwähnt Peetz auch das Unternehmen Lhoist, welches in der Vergangenheit zahlreiche Flächen für die Kalkgewinnung aufgekauft hat. „Die Rohstoffgewinnung wird allerdings immer aufwendiger, und wir sollten uns langsam Gedanken über einen Strukturwandel machen. Wir müssen uns die Frage stellen, was in Zukunft für Wülfrath wichtiger ist: der temporäre Abbau von Kalk oder die langfristige Flächennutzung.“

Um für Neubürger die Attraktivität der Stadt zu steigern, aber auch um wichtige Finanzmittel in den städtischen Haushalt zu spülen, setzt Wolfgang Peetz nicht – wie Vertreter anderer Parteien – auf die Ansiedlung von jungen Start-up-Unternehmen. „Ich habe nichts gegen gesunde Industriebetriebe, die direkt für Gewerbesteuerzahlungen sorgen“, argumentiert Peetz.

Ein letztes, wichtiges Thema ist für den Politiker die Innenstadtproblematik. „Vielleicht wäre es ein Rezept, die Innenstadt künstlich zu verkleinern und in dem Bereich hinter der Schwanenstraße Wohnbebauung zuzulassen“, schlägt Wolfgang Peetz vor. Auch die Ansiedlung von Gastronomie präferiert er. „Wir müssen Lösungen schaffen, damit die Innenstadt nicht weiter ausstirbt.“