Velbert Das Langenberg Festival feiert Beethoven

Langenberg. · 2020 ist das Beethoven-Jahr. Vor 250 Jahren erblickte Ludwig van Beethoven in Bonn das Licht der Welt. Einer der bedeutendsten Komponisten überhaupt sollte vielfach gefeiert werden. Doch 2020 ist auch das Jahr, indem das Coronavirus viele Planungen durchkreuzte.

Die Violinistin Nina Reddig steckt mitten in den Vorbereitungen für das sechste Langenberg Festival.

Foto: Rebecca Adloff

Konzerte und Festivals fielen aus oder mussten verschoben werden, allen voran das Beethovenfest in der Geburtsstadt, das auf 2021 vertagt wurde. Umso erfreulicher ist es für Klassikfans, dass Nina Reddig jetzt sagt: „Wir finden statt.“ Die Initiatorin lädt vom 3. bis 6. September zur sechsten Auflage des Langenberg Festivals ins Haus der Vereinigten Gesellschaft an der Hauptstraße 84 ein. Und im Mittelpunkt des kleinen, aber feinen Festivals steht natürlich Ludwig van Beethoven.

Der führte die Wiener Klassik zu ihrer höchsten Entwicklung und bereitete der Musik der Romantik bis zu seinem Tod im Jahr 1827 den Weg. „Wohlthun, wo man kann, Freiheit über alles lieben, Wahrheit nie, auch sogar am Throne nicht verleugnen“, schrieb Beethoven die Maxime aus Friedrich Schillers „Don Carlos“ am 22. Mai 1793 in Wien in das Stammbuch von Theodora Johanna Vocke aus Nürnberg. „Das ist das Festival-Motto“, erklärt die Geigerin und Konzertmeisterin Nina Reddig, die vor zwölf Jahren als Studentin der Folkwangschule in Essen nach Langenberg zog.

Inspiriert durch Beethovens Ideale biete das Langenberg-Festival eine Reflexion brennender und aktueller Themen. „Die Leitmotive ,Freiheit über alles lieben’, ,Utopia’ und ,Geschichte vom Soldaten’ bilden den Rahmen für Experimentelles und Traditionelles zwischen Kreutzersonate und Jonglage. Insbesondere unter politischem, religiösem und humanistischem Aspekt wird dabei mit Musik, Theater, Tanz und Jonglage der Frage nachgegangen, was Freiheit und Demokratie uns wert sind, was wir persönlich bereit sind, für unsere Ideale zu investieren“, verdeutlicht Reddig die Intention.

Derzeit können pro Tag 100 Plätze vergeben werden

Die Macherin räumt unumwunden ein: „Die Planung fühlte sich diesmal an wie vor fünf Jahren als ich angefangen habe.“ Sie habe das Glück gehabt, dass sie ein kleines Festival organisiere. „Ich konnte sehr lange abwarten. Mitte Juli traten dann Lockerungen beim Corona-Schutz in Kraft, die mir die Planbarkeit erleichterten“,sagt Reddig. „Ich kann jetzt pro Festival-Tag bis zu 100 Plätze unter Wahrung des Abstands vergeben. Jeder erhält eine Platznummer, und bis man sitzt, muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Das Formular mit den persönlichen Kontaktdaten der Besucher kann vorab über unsere Website heruntergeladen werden. Notfalls liegen am Eingang noch Formulare aus.“

Dass beim sechsten Festival erstmals der Eintritt frei ist, sei ebenfalls den Hygienevorschriften geschuldet. „Es wird keinen Kundenkontakt geben, die Abendkasse fehlt ebenso wie der Kartenabriss“, erklärt Reddig. Sie hofft jedoch auf Spenden. Im Anschluss an die Konzerte haben die Besucher Gelegenheit, das Gebotene finanziell zu honorieren. Als Orientierungswert könne der sonst übliche Abendkassenpreis von 28 Euro dienen. „2020 ist so vieles anders, da dachte ich mir, ich wage das mal“, so die Organisatorin. Das Modell „Bezahle, was Du willst“ könne zudem dabei helfen, ein breiteres Publikum anzusprechen. „Ich hoffe darauf, dass viele kommen, die sonst nicht dabei gewesen wären“, sagt Reddig.

Für sie sind Austausch und Reflektion ganz wichtig, nicht nur über Corona, sondern über zu erlebende Emotionen, um dem Zerfall der Gesellschaft entgegenzuwirken.