Pelzige Einwanderer erobern die Region
Waschbären und Nutrias breiten sich aus. Auch der Biber kehrt zurück.
Wülfrath. Sie sind Einwanderer und oft durchaus nicht gerne gesehen: Neozoen heißen Tiere, die hierzulande nicht heimisch sind, sich teilweise aber ganz schön breit gemacht haben und durchaus Probleme verursachen. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Wie sehr machen sie der hiesigen Natur zu schaffen? Was sind die prominentesten Vertreter?
Benjamin Hann, zweiter Vorsitzender des Tier- und Naturschutzvereins Wülfrath, kennt das Problem hautnah. Mehrmals im Jahr werden Schildkröten gebracht, die zuvor ausgesetzt worden sind. „Das ist Tierquälerei“, sagt Hann. Auch wenn die Tiere sich halten könnten, würden sie vielfach krank. Der Fall der Schildkröte Dörte machte im vergangenen Jahr die Runde.
„Die hatten wir aus dem Krappsteich“, erzählt Hann. „Das Tier litt unter einer Lungenentzündung und wir haben es trotz intensiver Betreuung nicht retten können.“ Weiteres Problem: Schmuckschildkröten reduzieren die Laichvielfalt an den heimischen Gewässern, haben also etwa am Aprather Teich nichts verloren.
Ein Einwanderer, der sich definitiv bis in Bergische vorgearbeitet hat, ist der Waschbär. Ursprünglich stammt die komplette deutsche Population von einem Pärchen in Kassel ab. Mittlerweile sind die Tiere, die drolliger aussehen als sie tatsächlich sind, fast bundesweit vertreten. „Der Waschbär wird auch nicht mehr verschwinden“, erklärt Peter Schütz, Pressesprecher des Landesamtes für Umwelt und Naturschutz (Lanuv). Ähnlich wie ein Marder räumt der Waschbär schon mal gerne in einem Speicher auf oder zerfetzt die Dachisolierung.
Durchaus spektakulär, wenn auch vielfach nicht sehr im Blickpunkt, ist das Amphibiensterben. „Das hat zu tun mit dem sich ausbreitenden afrikanischen Krallenfrosch“, erklärt Benjamin Hann. Er hat auch gelesen, dass der Ochsenfrosch aus Nordamerika in Deutschland Fuß gefasst haben soll. Man vermute einige Exemplare im Bergischen. Hier allerdings gibt das Ministerium Entwarnung. „Derzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen keine sich vermehrende Population“, heißt es aus der Pressestelle. Allerdings: Wenn diese Spezies auftaucht, ist Alarm angesagt. Sie muss konsequent bekämpft werden, ansonsten sind die einheimische Frosch- und Krötenarten gefährdet.
Schon lange in der Gegend sind die Nutrias, die — sehr zum Unwillen mancher Tierschützer — auch immer wieder gefüttert werden, etwa am Abtskücher Teich in Heiligenhaus. Sie allerdings bekommen künftig wohl zunehmend Konkurrenz von einem Einwanderer, der eigentlich ein Rückkehrer ist: der Biber.
Auf der anderen Seite, und auch hiervon kann Benjamin Hann ein Lied singen, stören eigentlich domestizierte Tiere den natürlichen Fortgang: verwilderte Katzen. „Gerade in Wülfrath immer wieder ein Thema“, bestätigt Hann.