Peter Gembach: „Es fehlen Geld und Personal an den Schulen“

Peter Gembach geht in den Ruhestand. Im Gespräch blickt er auf seine Zeit als Lehrer und Leiter der Kölver-Realschule zurück. Seine Kritik: Schulen würden zu schlecht ausgestattet.

Tönisheide. Mehr Demokratie, als er es selbst als Schüler erlebt hatte, wollte Peter Gembach als Lehrer zulassen. Am Donnerstag wird der Leiter der Heinrich-Kölver-Realschule verabschiedet. Angesichts der ungewissen Zukunft geht er nicht entspannt von Bord.

Herr Gembach, fällt der Abschied angesichts der möglichen Umwandlung ihrer Schule in einen Teil einer Sekundarschule leichter?

Peter Gembach: Gar nicht. Da ist schon Spannung. Weil doch gar nicht klar ist, wie es weiter geht. Zusätzlich belastet mich, dass meine Nachfolge nicht geklärt ist.

Was erzeugt genau die Anspannung?

Gembach: Dass die neue Schulform ein falsches System sein könnte. Der Fortbestand der Heinrich-Kölver-Schule ist mir nicht gleichgültig. Dass die Sekundarschule kommt, ist ja nicht sicher. Ich realisiere schon, dass bei den betroffenen Bürgern eine gewisse Skepsis herrscht. Das ist auch in Ordnung. In der Schulpolitik wurden häufig Hoffnungen geweckt, die dann nicht erfüllt werden konnten.

Warum sind Sie Lehrer geworden?

Gembach: Deutsch und Geschichte haben mich nach dem Abitur interessiert. Und damals war damit nicht so viel anzufangen — also Lehrer. Außerdem wollte ich was anders machen als die Lehrer, die ich selbst hatte. Mehr Transparenz. Mehr Demokratie. Mehr Miteinanander.

Würden Sie den Beruf wieder ergreifen?

Gembach: Ja. Auch wenn sich die Schüler verändert haben. Was viel mit anderen Medien zu tun hat. Ich zum Beispiel bin ein Handy-Muffel. Aber ich vereinsame trotzdem nicht.

Was bleibt aus den Berufsjahren nachhaltig in Erinnerung?

Gembach: Erlebnisse mit Schülern. Die tolle Kooperation mit den Kollegen. Aber auch der Versuch vor drei Jahren, diese Schule zu schließen. Das war ein Schock, den ich wie eine Erniedrigung empfunden habe. Dann aber auch die Genugtuung, dies abgewendet, etwas bewegt zu haben.

Was muss sich — unabhängig von der Schulform — am System Schule ändern?

Gembach: Es fehlen Ressourcen. Es fehlt Fachpersonal. Zum Beispiel Inklusion: Wie soll das mit dem Personalbestand passieren? Es reicht doch nicht, einen Stapel Bücher oder andere Medien hinzulegen. Da bleibt die individuelle Förderung auf der Strecke. Es ist in der Politik immer von Visionen die Rede, von Förderung. Aber das, was benötigt wird, ist materiell nicht abgedeckt. Ich will gar nicht von Betrug reden. Aber da ist im System Schule immer mehr die Diskrepanz: Es werden Hoffnungen geweckt, die nicht zu halten sind, weil das Geld und das Personal fehlen.

Was wünschen Sie „Ihrer“ Schule?

Gembach: Eine lange Zukunft. Selbst wenn sie Teil eines neuen Systems wird. In der Sekundarschule müsste der Geist der Kölver-Schule weiterleben.

Und was wünschen Sie sich für sich selbst?

Gembach: Dass ich viele neue Perspektiven von der Welt erlebe. Und dass ich die Welt sehe und mir nicht gleich die Frage stelle: Wie kann ich das für meinen Unterricht verwenden?