Wülfrath/Wuppertal Polizisten berichten vom Einsatz

Wülfrath/Wuppertal. · Eine kranke Frau, die Weihnachten 2015 auf ihrem Sofa friedlich über einem Fernsehfilm einschläft und nicht mehr aufwacht, oder doch ein gewaltsamer Tod unter einem Kissen oder einer Decke, die der Ehemann ihr aufs Gesicht presst – die Versionen könnten unterschiedlicher nicht sein.

Der Prozess gegen den Wülfrather wird am Wuppertaler Landgericht geführt.

Foto: dpa/Oliver Berg

Als Angeklagter in einem Totschlagsprozess muss sich ein 65 Jahre alter Rentner aus der Wülfrather Innenstadt vor dem Landgericht in Wuppertal verantworten. Im Prozess bestreitet der frühere Industriearbeiter die Vorwürfe, schweigt größtenteils und sagt den Richtern nur: Er habe seine Frau auf der Couch gefunden.

Polizisten betraten die Wohnung mit dem Rettungsdienst

Laut Staatsanwaltschaft soll der Mann entschlossen gewesen sein: Er habe seine Frau ersticken wollen und er habe seinen Plan rücksichtslos ausgeführt. Zur Fortsetzung am gestrigen Dienstag sagten als erste Zeugen Polizisten aus, die mit dem Rettungsdienst in der Wohnung des Paares waren, bevor die Kriminalbeamten aus Düsseldorf kamen.

Den Zeugen zufolge berichtete der Mann vom Morgen nach einer Fernsehnacht: Seine Frau und er hätten auf dem Sofa geschlafen, die Köpfe beieinander. Er sei aufgewacht und habe ins Bad gewollt. Er habe ihr Haare aus dem Gesicht gestrichen. Als er ihre Stirn küsste, sei die sehr kühl gewesen. Dann habe er bemerkt, dass ihre Augen offen waren. Ein Polizist sagte: „Da hat er den Notruf der Feuerwehr angerufen. Er hat uns gesagt, dass er noch nicht mal den Fernseher ausgeschaltet hat.“

Das Gericht versucht eine Aufklärung, viereinhalb Jahre nach der Tat. Grund ist, dass der Angeklagte in Freiheit ist: Damit ist der Prozess weniger dringend als Verfahren, bei denen Beschuldigte in Untersuchungshaft sitzen. Eine Polizistin stellte klar: „Erinnern kann ich mich an nur noch sehr wenig.“ Sie habe einige Aufzeichnungen nachlesen können, um sich auf die Aussage vorzubereiten. Was sie beschrieb, waren Ermittlungen, die von Anfang an voller Merkwürdigkeiten waren. Sie habe den Notarzt auf der Straße vor dem Haus getroffen. Der Angeklagte sei allein mit der Leiche in der Wohnung gewesen. Sie erläuterte: „Später war mir das klar. Die Wohnung hat so intensiv nach Rauch gestunken, dass es wirklich unangenehm war. Aber aus polizeilicher Sicht konnte ich das nicht gutheißen.“ Nein, einen Verdacht habe sie gegen den Ehemann damals nicht gehabt. Der soll sich laut Gericht erst später ergeben haben – durch entdeckte Spuren und die Obduktions-Ergebnisse.

Ein weiterer Polizist berichtete von einem wechselvollen Gespräch mit dem Rentner: Mal habe der geweint, mal habe er eine anscheinend banale Bemerkung angebracht: Was denn nun mit dem Tabak seiner Frau werde. Der schmecke ihm doch nicht. Dem Zeugen zufolge strich der Mann auch da noch seiner Frau Haare aus der Stirn: „Ich musste ihn mehrfach ermahnen, das zu lassen.“ Und, zur Einschätzung: „Auf mich wirkte das zärtlich.“

Das Landgericht hat vorerst drei weitere Verhandlungstage angesetzt.