Rasenmäher auf vier Beinen
Fünf Auerochsen haben ihren „Job“ auf dem Eignerbach-Gelände angetreten.
Wülfrath. Die Klappe des Transportwagens ist weit geöffnet. An der Tür zeigt sich eine haarige Schnauze. „Kommt schon raus“, ruft Hegemeisterin Gabriele Meiser. Weder schüchtern noch sonderlich neugierig bewegen sich die bulligen Tiere voran. Am Ende der Rampe folgt ein kleiner Schritt für einen Auerochsen, aber ein großer für den Naturschutz: Mit einem Klappern betreten die ersten Auerochsen Wülfrather Boden.
Auf dem Gelände des ehemaligen Sedimentationsbeckens am Eignerbach wurden gestern fünf Auerochsen angesiedelt. Nea, Nadesha, Naomi und Nicole heißen die vier Kühe, Jungbulle Nuk wird einziger Herr im Revier. Alle Namen beginnen mit dem Buchstaben N, weil sie aus dem Neandertal kommen. Eigentümer ist der Naturschutzverein Neandertal, der die Tiere im eigenen Wildgehege pflegt und züchtet.
Die Renaturierung des einstigen „Schlammteichs“ erfolgt durch Rheinkalk in Abstimmung mit der Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann. Neben Wasserflächen wechseln sich Offenland- und Gebüschflächen ab. So reifte laut Otto Kahm, Vorsitzender des Naturschutzvereins Neandertal, die Idee, Teile der 126 Hektar großen Fläche mit den Auerochsen zu besiedeln.
Die Tiere sind wie natürliche Rasenmäher. Zudem sorgen sie dafür, dass die Grasflächen nicht durch Sträucher überwuchert werden. „Durch die Artenvielfalt wären sonst aufwendige Pflegemaßnahmen nötig“, sagt Rheinkalk-Sprecher Peter-Josef Müllenborn.
Die Auerochsen, die mehrere hundert Kilo auf die Waage bringen, leben aber nicht nur von der eigenen Nahrungssuche, sondern bekommen zusätzlich eine spezielle Getreidemischung. Regelmäßig wird ihr Wohlbefinden kontrolliert.
Gabriele Meiser und ihr Mann Hans-Wilhelm kennen die dunkelbraunen Riesen genau. Zwei der Kälber haben sie sogar auf ihrem eigenen Hof aufgezogen. Sie können gestreichelt und am Halfter geführt werden. „Die Tiere können zwischen bekannten und fremden Menschen unterscheiden. Bei Fremden sind sie viel unruhiger“, sagt Gabriele Meiser.
Die Herde, die sich zunächst in einem Gehege eingewöhnen konnte, hat gestern rasch das von Rheinkalk eingezäunte Biotop erobert. Wenige Minuten nach ihrer Freilassung sind die Tiere auch schon aus dem Blickfeld verschwunden. Spaziergänger müssen künftig hoffen, die Auerochsen von dem Aussichtspunkt des Rundwanderwegs Eignerbach erspähen zu können.