Wir-Gefühl für Sauberkeit
Die Technischen Betriebe starten eine „Charme-Offensive“ und überarbeiten das Konzept „Velbert, bleib sauber“.
Velbert. Das 2003 vom Rat beschlossene Fünf-Säulen-Konzept „Velbert, bleib sauber“ wird zurzeit bei den Technischen Betrieben (TBV) überarbeitet. Das Ergebnis soll in vier Wochen im Verwaltungsrat vorgestellt werden. „Wir wollen die Bürger noch stärker für das Thema sensibilisieren“, sagt Abfallwirtschaftsplanerin Irmgard Olberding.
Es sei in der Vergangenheit schon Einiges erreicht worden, meint Abfallberater Detlef Schäfer. So werde das seinerzeit eingerichtete Servicetelefon mit rund 25 000 Anrufen im Jahr rege genutzt, und die Einführung eines „Bußgeldkatalogs für Schmutzfinken“ habe Wirkung gezeigt.
Dennoch gebe es weiterhin Missstände wie etwa Restmüll, der verbotenerweise immer wieder neben Wertstoffcontainern abgeladen werde. Die zusätzliche Reinigung der Containerstandorte koste allein jedes Jahr eine fünfstellige Summe, rechnet Schäfer vor: „Das zahlt unter dem Strich jeder Bürger mit.“ Es gehe darum, ein Wir-Gefühl zu schaffen, eine Atmosphäre, in der solches Fehlverhalten nicht ohne Reaktion bleibt.
Schäfer erläutert einen ersten praktischen Schritt des künftigen Konzeptes: „Wir starten eine Charme-Offensive, um für Verständnis zu werben.“ Ab sofort prangen an den sechs Müllfahrzeugen Plakate: „WIR sind ja gleich weg“, während auf den vier Kehrmaschinen und den rund 15 Pritschenwagen der Handreinigungstrupps „Wo WIR sind, wird’s sauber“ zu lesen ist. Letzteres steht, einige Nummern kleiner, bald auch auf allen Abfallkörben der Stadt.
Tatsächlich nimmt es nicht jeder Autofahrer gelassen, wenn er möglicherweise minutenlang hinter einem Entsorgungsfahrzeug festhängt: „Manche werden richtig aggressiv“, weiß Disponent Michael Jordan insbesondere von mancher Sperrmülltour. Wenn professionelle Sammler teilweise den am Straßenrand deponierten Sperrmüll auf der Suche nach Verwertbarem auseinanderreißen und ein Schlachtfeld hinterlassen — übrigens ein laut Olberding stetig zunehmendes Ärgernis —, dauere es einfach länger, bis die Reste im Sammelfahrzeug verfrachtet seien.
Die jetzt vom TBV-Vorstand initiierte Plakat-Kampagne, die mit mehr als 10 000 Euro zu Buche schlägt, ist zugleich Pilotprojekt für andere Dienstleistungsbereiche des kommunalen Unternehmens wie die Sparten Kanal, öffentliches Grün oder Straßenbau, ergänzt Schäfer.
Ersatz schaffen will man für den Verlust der „Pickerkolonnen“. Von 2003 an waren insgesamt 16 (unter anderem Ein-Euro-Jobber) zusätzlich zur regulären Reinigung tätig, dann wurde ihr Einsatz 2010 aufgrund von Einsparungen bei der Bundesanstalt für Arbeit eingestellt. Mit den Pickern habe man einiges über das planmäßige Soll hinaus leisten können, schon weil die mit öffentlichen Mitteln geförderten Jobber per Gesetz keine Arbeiten ausführen durften, die zu den Pflichtaufgaben der TBV zählten: „Wir hoffen, etwas Ähnliches wieder einrichten zu können“, beschreibt Schäfer einen Punkt aus dem neuen Konzept. Einen gewissen Qualitätsverlust seither bestreitet Olberding nicht: „Es ist vielleicht nicht mehr ganz so sauber.“ Richtige „Körmelsecken“ gebe es aber nicht mehr.