Ratingen: Gedankenspiele ums Tierheim
Die Verwaltung soll sich nach Standorten umsehen. Geld soll in ein Heim aber nicht fließen. Angesichts einer sich verschärfenden Kassenlage - allein im kommenden Jahr fehlen der Stadt zehn Millionen im Haushalt.
Ratingen. Braucht Ratingen ein Tierheim? An dieser Frage scheiden sich die Geister und entzünden sich emotionale Debatten. Dabei geht es inzwischen vor allem ums Finanzielle, das bisher eine völlig untergeordnete Rolle gespielt hat.
Denn die Bürger Union, die das Thema im Kommunalwahlkampf aufgebracht hatte, wollte bisher lediglich die Verwaltung prüfen lassen, ob und - wenn ja - wo es ein geeignetes städtisches Grundstück für ein mögliches Tierheim gibt. Nicht mehr und nicht weniger.
Angesichts einer sich verschärfenden Kassenlage - allein im kommenden Jahr fehlen der Stadt zehn Millionen im Haushalt - halten sich die übrigen Parteien zurück. FDP-Fraktionsvorsitzende Hannelore Hanning befürchtet jetzt schon, "dass wir die Folgekosten tragen müssen".
SPD-Kollege Christian Wiglow sieht ein Tierheim überhaupt nicht als Aufgabe der Stadt an, will gleichwohl "gerne über alle Kanäle helfen". Susanne Stocks (Grüne) berichtet dagegen von Kritik Ratinger Tierärzte an dem Projekt.
Überraschend stimmte jetzt im Stadtrat die CDU gemeinsam mit der Bürger-Union für den ersten Schritt: der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Fraktionschef Ewald Vielhaus wollte diesen Beschluss aber keineswegs "als Startschuss für ein Tierheim" verstanden wissen: Es dürften keine städtischen Gelder fließen.
Die Tierhilfe Ratingen machte indes den Fraktionen deutlich, wie groß die Not der Tiere sei: Immer mehr Hunde, Katzen und Kleintiere würden verwahrlosen oder könnten nicht mehr gehalten werden. Rund 180 Tiere landen pro Jahr bei den ehrenamtlichen Helfern, die dann versuchen, die Tiere bei privaten Pflegestellen unterzubringen.
Eine Auffangstation würde die größte Not erst einmal lindern. Dabei plädiert die Tierhilfe dafür, dass bei der Wahl des Geländes auch ein späterer Ausbau der Auffangstation zu einem Tierheim "gedanklich mit einbezogen" werden sollte. Die Mehrkosten für die Station beziffert der Vorsitzende der Tierhilfe, Tobias Thiele, auf rund 20.000 Euro.
Ein konkreter Standortvorschlag kam jetzt von Manfred Evers (Ratinger Linke): "Gut Großbroichhof", der seit Jahren nicht mehr genutzte Bauernhof an der Broichhofstraße in West. das Gelände gehöre der Stadt, sei als Bauland nicht verwertbar, liege verkehrsgünstig und habe keine direkte Nachbarschaft, die durch ein Tierheim gestört oder belästigt werden könnte.
Eine Tierheim-Lösung solle aber wirtschaftlich vertretbar und nicht auf Ratingen beschränkt sein. Evers strebt eine kreisweite Lösung an: Der Kreis soll den Bedarf ermitteln, entstehende Kosten auf alle Kommunen verteilen, die diese Einrichtung nutzen. Ratingen könnte als Gegenleistung für die pachtfreie Bereitstellung des Grundstückes von Um- und Ausbaukosten freigestellt werden.