Ratingen: Giftige Blüten am Wegesrand
Den gefährlichen Stauden des Bärenklau rückt die Stadt schon seit Jahren auf den Pelz. Neuerdings hat es das Grünflächenamt aber auch mit dem Jakobs-Kreuzkraut zu tun.
Ratingen. Jetzt blüht es wieder, sonnig gelb und zierlich. Das Jakobs-Kreuzkraut ist einfach nett anzusehen. Doch wenn Mitarbeiter des städtischen Grünflächenamtes auf die Blütenpracht stoßen, rücken sie ihr mit roher Gewalt zu Leibe.
"Die Pflanzen müssen mit Stumpf und Stiel entfernt werden", sagt Amtsleiter Manfred Fiene. In dem Jakobs-Kreuzkraut steckt nämlich ein hoch wirksames Lebergift, das vom Körper nicht abgebaut wird.
Etliche Pferde sind dem Kraut schon zum Opfer gefallen, vereinzelt trifft es Kühe, außerdem steht es im Verdacht, über die Nahrungskette auch die Menschen zu erreichen.
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat gerade erst gewarnt, dass sich die Pflanze am Niederrhein rasant verbreite. Manfred Fiene kann das für Ratingen aber nicht bestätigen: "Es liegen keine besorgniserregenden Massenansammlungen vor."
Am Regenrückhaltebecken am Soestfeld in Lintorf sind einige der unliebsamen Blüten gesichtet worden, vereinzelt tauchen sie auf Brachflächen auf.
"Besonders Bauland wird zum Tummelplatz für das Kraut, wenn zwei drei Jahre nicht gebaut wurde", weiß Fiene. Doch an sensiblen Orten, wie etwa in Parks oder auf Spielplätzen sei mit den Pflanzen nicht zu rechnen.
"Unsere Pflegerhythmen sind so dicht, dass da nichts entstehen kann. Außerdem achten wir besonders auf Problemkräuter." Und den geschulten Augen der Gärtner entgehen die Störenfriede meist nicht.
Ein Dauerbrenner im wahrsten Wortsinn bleibt aber der Bärenklau. Die hohen, markanten Stauden verbreiten sich gerne dort, wo es feucht und schattig ist.
Wer sie anfasst, erlebt wenig später eine böse Überraschung. Selbst Manfred Fiene ist das passiert: "Ich wollte im Herbst mal eine vertrocknete Staude mitnehmen und habe mich furchtbar an ihr verbrannt - meine Hand sah aus wie eine Bärentatze."
Dieser Tage blüht der Bärenklau wieder - und zieht die Aufmerksamkeit besonders auf sich. Am Waldrand beim Höseler S-Bahnhof steht er, entlang der S-Bahn-Strecke bis nach Kettwig, an vielen Wegesrändern ist er zu finden.
Bürger meldeten die aggressiven Stauden am Schönheitsteich - "da haben wir sofort gemäht. Wir sind sehr hinterher, damit sich da nichts ausbreitet." An der Mülheimer Straße hat eine Privatinitiative zu Schere und Hacke gegriffen.
Was den Kampf der städtischen Gärtner erschwert ist nicht nur die enorme Vermehrungsfreude der Giftpflanzen, sondern auch der Umstand, dass viele Vorkommen auf Privatgrund liegen.
"Wir wenden uns dann immer an die Eigentümer - sofern sie bekannt sind." Viele folgen der Aufforderung des Grünflächenamtes und werden tätig. Doch verpflichtend ist das nicht. In der Schweiz wird zumindest das Jakobs-Kreuzkraut als so gefährlich eingestuft, dass es meldepflichtig ist.
Beim Grünflächenamt laufen derzeit vor allem Meldungen wegen des Bärenklau auf. Annette Schwabe, auf deren Schreibtisch die Hinweise landen, ist dafür auch dankbar. "Wir kümmern uns um jede Meldung, ganz gleich, ob es um öffentlichen oder privaten Grund geht. Allein schon um zu wissen, wo sich was häuft."