Ratingen: Jürgen von der Lippe bringt Stimmung ins Stadttheater

30 Jahre auf der Bühne: Der Mann im Hawaii-Hemd blickt zurück

Ratingen. Nachdem er im November krankheitsbedingt abgesagt hatte, holte Jürgen von der Lippe an diesem Mittwoch sein heiß ersehntes Gastspiel im Ratinger Stadttheater nach - vor vollem Haus. Etwas zu voll. Denn einige Plätze waren anscheinend doppelt vergeben worden, was bei den Gästen, die mit Ersatzplätzen Vorlieb nehmen mussten, für lange Gesichter sorgte. Zumindest kurzzeitig. Für die Lacher sorgte dann von der Lippe.

Doch das Urgestein der deutschen Comedyszene hatte für sein Programm "Das Beste aus 30 Jahren" über die Jahre mehr als genug Material angesammelt und lieferte keine reine Wiederholung, sondern schöpfte aus dem Vollen. So besang er den ersten deutschen "Spitzenschwitzverein" und umging dabei kein Wortspiel und keine Lautmalerei. Und er brachte das Publikum mit Leichtigkeit dazu, den zungenbrecherischen Text mitzusingen.

Als Altrocker Kalle begeisterte er mit Berliner Schnauze und stoischer Mine. Dafür waren die Sprüche nicht ganz so überzeugend: "Ich bin gegen Piercings, ich versuche, mit den Löchern auszukommen, die mit die Natur gegeben hat."

Bei von der Lippe war offenbar noch Karneval und das Niveau noch nicht wieder auf dem Pegel, den man von ihm heutzutage gewohnt ist. Fast schon auf einer Welle mit Mario Barth wetterte er gegen "Veggieterroristen", die "uns Omnivoren den Fleischgenuss vermiesen wollen" und verglich sie mit anderen "Spielverderbern" wie den Nichtrauchern. Doch immerhin versuchte er, die Nummer noch zu retten: "Verstehen sie mich nicht falsch, ich liebe Tiere. Ich bin gegen Tierversuche in der Kosmetikindustrie - ich weiß auch so, dass ein Dobermann mit Lippenstift scheiße aussieht!"

Richtig gut wurde es aber, als von der Lippe mit dem wunderbar gesungenen Jazzklassiker "Fly me to the moon" überraschte. Lippe als echter Crooner das hatte niemand erwartet. Als der Song dann noch in eine entspannt swingende Version seines Nonsens-Hits "Guten Morgen liebe Sorgen" mündete, war spätestens klar: Er kann es doch noch.