Ratingen: Neuer Anlauf hin zur Fahrradstadt
Ratingen will viel für den Status als fahrradfreundliche Stadt tun.
Ratingen. Er ist ein erlesener Zirkel, der nicht jeden aufnimmt, der mal eben einen Mitgliedsantrag ausfüllt und die rund 3000 Euro Jahresbeitrag berappt. Der Arbeitskreis "Fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreis in NRW" (AGFS) ist sehr wählerisch, wenn es um neue Mitglieder geht. Ratingen will nun endlich dabei sein, der Rat hat das im Mai beschlossen und die Verwaltung hat einen Plan vorgelegt, wie es gelingen kann.
Mit der Mitgliedschaft will Ratingen nicht nur die Voraussetzungen für Fördergelder schaffen und sein Image aufpolieren. Es geht auch darum, so beschreibt es das Stadtplanungsamt, "eine zeitgemäße Verkehrsplanung konsequent und relativ zügig umsetzen zu können." Dabei könnten die Kontakte zu den anderen AGFS-Mitgliedern sehr hilfreich sein.
Dass der Weg zur fahrradfreundlichen Stadt nicht gerade kurz und leicht sein wird, ist jetzt schon absehbar. Denn mit einem abstrakten Konzept und ein paar Euro ist es nicht getan. Der AGFS verlangt einen erkennbaren politischen Willen.
Ziel muss für die Mitglieder unter anderem sein, den Anteil den Radverkehrsanteil auf 25 Prozent anzuheben, bei politischen Entscheidungen den Radverkehr zu bevorzugen, auf breiter Ebene etwas für fahrradfreundliche Infrastruktur zu tun und mit viel Einsatz Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dass man an der Aufnahme-Jury auch scheitern kann, hat Ratingen selbst schon bewiesen.
Ende der 80er Jahre hatte sich die Stadt schon einmal um die AGFS bemüht. Ohne Erfolg. Als 1993 die Jury zu Besuch kam, fand sie die Bemühungen zu halbherzig. Insgesamt fehle der Wille. 1995 gab der Rat das Werben um die Gunst der AGFS dann per Beschluss auf.
Damit es diesmal besser läuft, bereitet die Verwaltung die Politik schon mal auf die Konsequenzen der Mitgliedschaft vor: Die Priorisierung von Fahrradverkehr könne unpopuläre Entscheidungen mit sich bringen, heißt es. Zum Beispiel dann, wenn Parkplätze zugunsten von Radwegen beschnitten werden müssen oder zusätzliches Geld für ausgegeben werden muss.
Die ersten 40.000 Euro sind jetzt schon kalkuliert. So viel darf das Gutachten kosten, das die Maßnahmen Ratingens für den Radverkehr sichten und sortieren und in ein Konzept gießen soll. Mit Rathaus-Personal sei das nicht zu leisten, erklärt die Verwaltung. Momentan sieht der Stellenplan für das Thema Radverkehr nämlich nur vier Wochenstunden vor.