Ratingen: Projekt - Mit Chefs auf Tuchfühlung

Jugendliche treffen Manager ganz persönlich – und erfahren viel über Karriere, Niederlagen und die Last der Verantwortung.

Ratingen. Donnerstagmorgen, 8 Uhr: Es wird ernst für 64 Zwölftklässler des Kopernikus-Gymnasiums. Jeweils acht von ihnen sollen eine strategische Aufgabe lösen, die ihnen eine Ratinger Firma gestellt hat. Balcke Dürr fragt zum Beispiel, wie eine Firmen-Stiftung gegründet werden könnte. Zwei Stunden später präsentieren die Teams ihre Ergebnisse - und die sind ganz schön kreativ.

Was die Schüler am Kopernikus-Gymnasium Donnerstag und Mittwoch erlebt haben, hat nur auf den ersten Blick etwas mit dem zu tun, was ihnen das Berufsinformationszentrum zu bieten hat. Denn das Projekt "Schüler werden Chefs", erstmals von Rotary Ratingen organisiert, reicht viel weiter. Schüler lernen die Menschen kennen, die hinter den großen Firmen stehen. Sie dürfen den Mächtigen viele angenehme und weniger angenehme Fragen zu stellen.

"Manchmal ist es ziemlich ermüdend und manchmal ist es total interessant", befinden die Schüler Marius Bock, Tom Sonnenschein und Martin Bechtloff. Besonders das Privatleben der Chefs hat sie interessiert. "Die nicht vorbereiteten Vorträge waren viel besser, da hat man erfahren, was man so nie gedacht hätte".

"Ich wollten den Schülern die Möglichkeit geben, den Menschen kennen zu lernen, der alles macht, der auch mal Niederlagen erlebt hat", erklärt Jürgen Sievers, Präsident von Rotary Ratingen. Dazu hat er neun Unternehmen aus Ratingen zusammengetrommelt, darunter auch große Namen wie Vodafone, Balcke Dürr, Tünkers und Ronald Berger.

"Es ist eine Art von Nachwuchswerbung, aber natürlich ist es sehr viel Arbeit", fasst Ulrich Reininghaus von ABB zusammen. "Kaum einer kennt ABB, deshalb habe ich ganz von vorne angefangen."

Viel Arbeit für beide Seiten - das Programm ist rappelvoll: "Am Vormittag haben die Chefs ihre Unternehmen vorgestellt. Dann haben sie aus ihrem Leben erzählt und zwischendurch waren immer wieder Diskussionsrunden, die die Schüler gerne genutzt haben", lässt Sievers den ersten Tag Revue passieren.

Ganze elfeinhalb Stunden waren die Jugendlichen am ersten Tag beschäftigt, trotzdem gab es eine gute Resonanz: "Ich war ziemlich skeptisch am Anfang, aber es war echt interessant", sagt Andreas Krämer, Auszubildender bei ABB. Er ist überrascht, wie gut die Schüler alles aufgenommen hätten und wie lange sie geblieben wären.

Auch die Schule ist froh über die Veranstaltung als wichtiger Baustein zur Berufsfindung. "Wir wollen früh die Weichen stellen", sagt Schulleiter Detlef Lewen.