Ratingen: Projekt für Schüler - Per Handy in die Sackgasse

Mit einem bisher einzigartigen Projekt will der SkF verhindern, dass Schüler in die Schuldenfalle geraten.

Ratingen. Es brüllt, es tönt, es quakt. Und der Nutzer des Short-Message-Services (Kurznachrichten-Dienst, SMS) zahlt und zahlt und zahlt. Per Handy in die Schuldenfalle ist in Kneipen, Cafés und Klassenzimmern Alltag. Aber wer nichts hat, der ist nichts. Also machen die meisten mit, egal ob sie genügend Geld haben oder nicht. Und der Handel hilft dabei. Flatrates und Ratenzahlungen machen es scheinbar einfach, sich alles leisten zu können. "Konsumterror", nennt Schuldnerberater Wolfgang Wesselsky das. Und immer mehr Jugendliche fallen ihm zum Opfer. Offiziellen Statistiken zufolge sind zehn Prozent aller Jugendlichen im Alter von 13 bis 24 Jahren im Schnitt mit 1800 Euro verschuldet. Die Folge sind Schufa-Eintragungen und dadurch womöglich Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche.

Moneypenny - der Name ist Programm

Aus diesem Grund gibt es jetzt "Moneypenny", wobei der Name Programm ist. Denn die Sekretärin des Geheimdienstchefs "M" bewahrt James Bond schließlich auch immer von Ungemach. Genau darum geht es dem Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF), der dieses Projekt entwickelt hat. Je früher Jugendliche den verantwortungsbewussten Umgang mit Geld lernen, desto größer ist die Chance, dass ihnen im Erwachsenenleben der Insolvenzverwalter erspart bleibt. Wesselsky und seine Kolleginnen von der Schuldnerberatung des SkF sind im ersten Halbjahr des laufenden Schuljahres in Klassen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 gewesen. In bis zu 13 Stunden haben sie versucht, den Sinn der Jugendlichen dafür zu schärfen. Sie wollen den Sinn dafür schärfen, dass Geld einen Wert hat und verdient werden muss. Das ist nicht ganz leicht in Zeiten, in denen Eltern ihre Kinder mit Handy-Flatrates ausrüsten und Plastikkarten die klingende Münze im Portemonnaie ersetzt haben. Das macht Wesselsky die Arbeit schwer. Aber sie ist dringend notwendig. Schon heute sind von etwa 76 000 Ratingern über 18 gut 6000 verschuldet. Manche so hoch, dass sie kein Land mehr sehen. "Wir werden von Klienten förmlich überrollt", berichtet die SkF-Vorsitzende Edith Bohnen.

Der Weg in die Armut ist kürzer geworden

Und Wesselsky fürchtet, dass es noch schlimmer wird, wenn es nicht gelingt, junge Menschen Finanzkompetenz zu lehren. "Der Abstieg geht heute viel schneller als früher. Arbeitslos, Arbeitslosengeld 1, Hartz IV", beschreibt er die Stationen auf dem Weg in die Sackgasse. Danach dauert es Jahre, bis es wieder gelingt, auf die Füße zu kommen. Wenn überhaupt, "Mich hat jetzt einer angerufen, den ich vor Jahren im Insolvenzverfahren begleitet habe. Er hat’s endlich geschafft", sagt Wesselsky.

Dabei weiß der Schuldnerberater, dass es viel leichter ist, die Spirale hinunter zu rutschen als wieder hinauf zu klettern. Das mache Projekte wie Moneypenny ja so wichtig.