Ratingen. Manchmal geht das Schicksal seltsame Wege. Als Gruselregisseur Roger Corman 1960 in wenigen Tagen den Billig-Reißer "The Little Shop of Horrors" abdrehte, konnte er wohl kaum geahnt haben, dass aus diesem grotesken Machwerk später einmal ein weltweit erfolgreiches Kult-Musical werden sollte. Am Samstagabend gastierte nun das Westfälische Landestheater mit dem "Kleinen Horrorladen" im gut besuchten Ratinger Stadttheater und blieb dabei der wunderbar halbfertigen Trash-Ästhetik des 1982 uraufgeführten Stückes treu.
Der abgehalfterte Blumenladen von Mr. Mushnik steht kurz vor der Pleite. Das ändert sich aber schlagartig, als Mushniks trotteliger Angestellter Seymour Krelborn eine von ihm gezüchtete exotische Pflanze im Schaufenster ausstellt. Die Kundschaft rennt den Laden ein, Seymour wird über Nacht zum Star und Mushnik scheffelt Geld ohne Ende. Doch bald schon offenbart die Pflanze, die Seymour nach seiner Angebeteten "Audrey II" genannt hat, ihre dunkle Seite: Das rasant wachsende Grünzeug verlangt nach menschlichem Blut.
Das gut aufgelegte Ensemble legte sich richtig ins Zeug, um diese Mischung aus Horror-Trash, Lovestory und Musical-Parodie nicht in einem der Extreme untergehen zu lassen, und traf dabei den richtigen Ton. Unterstützt durch eine gut eingespielte Liveband gelangen die schrägen Gesangsnummern durch die Bank, dank einer treffenden Besetzung überzeugten auch die abgedrehtesten Rollen, wie etwa der sadistische Zahnarzt Scrivello und sein dankbarer Patient Feelgood. Mit Tempo, Witz und Gefühl brauchte sich diese Inszenierung nicht hinter dem großen Namen zu verstecken. An diesem Abend kamen sowohl Musicalfans, als auch Freunde des abseitigen Humors voll auf ihre Kosten.