Ratingen: Was ist unter welchem Eimer?
Bei einer Lern- und Gedächtnisübung haben Elf- bis 14-Jährige erfahren, wie sie sich Dinge besonders gut merken können.
Ratingen. Rot, blau, grün, blau, gelb, gelb und immer so weiter - könnten Sie sich merken, in welcher Reihenfolge 30 bunte Bälle liegen? Der zwölfjährige Daniel kann es. Nach einem zweitägigen Arbeitsseminar mit dem Namen "Lernen macht Spaß!" konnten er und elf andere Kinder die tollsten Gedächtniskunststücke vollführen. Und die führten sie am Sonntagnachmittag ihren Eltern vor.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als Dennis sich die vielen bunten Bälle merken musste. Auf der anderen Seite des Raumes war eine Reihe aus 20 blauen Eimern aufgebaut. Schließlich sammelte die zehnjährige Jeliz von den Eltern Gegenstände wie Mobiltelefone, Kugelschreiber oder Uhren ein, zeigte sie ihrer Mitschülerin und versteckte sie dann unter den Eimern. Und tatsächlich, zur Verblüffung aller, wurden auch hier alle Gegenstände in der richtigen Reihenfolge benannt.
"Das hat total Spaß gemacht, die ganzen Zaubertricks zu lernen und sich so viele Sachen merken zu können", meinte Daniel nach dem Wochenendkurs. "Wir haben viele Karten- und Mathetricks geübt, und wenn man das auf eine ganz bestimmte Art macht, kann man leicht viele Sachen auswendig lernen", fügte Jeliz hinzu.
Die beiden sind wie die anderen auch von ihren Eltern in diesen Kurs geschickt worden. Die meisten von ihnen haben oft Schwierigkeiten, sich in der Schule richtig zu konzentrieren, was das Lernen schwierig macht.
"Ich glaube, heute Abend müssen die Kinder ihren Eltern erstmal erklären, wie sie das gemacht haben. Das ist ja der absolute Wahnsinn", war auch Charlotte Fischer-Simon vom Ratinger Jugendamt völlig begeistert von den Jugendlichen. Sie hatte den Kontakt zur Kursleiterin Monika Scherbaum hergestellt, die sonst bei der Volkshochschule Kurse zum Thema Arbeits- und Lerntechniken anbietet.
"Meiner Meinung nach sollte es in den Schulen ein Pflichtfach Lerntechnik geben, denn wenn man es richtig macht, dann kann unser Gehirn unglaubliche Mengen an Wissen aufnehmen und speichern", so Scherbaum. "Wir haben an diesem Wochenende vor allem mit Visualisierungstechnik gearbeitet." Das bedeutet, die Kinder haben sich anstatt einer Zahl einen Gegenstand gemerkt, zum Beispiel einen Turm für die Eins. Wenn als erster Gegenstand dann ein Schal kommt, stellt man sich einfach vor, dass der Turm einen Schal an hat. "Unser Gehirn merkt sich eher das Ungewöhnliche, also sollte man sich besonders verrückte Bilder ausdenken, dann wird es einfacher", so Monika Scherbaum.
Von den Kindern war sie jedenfalls begeistert. "In der kurzen Zeit haben die zwölf hier wirklich sehr viel gelernt und erreicht."