Ratinger Bürgerhaus: Experten wollen Kalkputz
Für die marode Giebelwand des Bürgerhauses gibt es zwei Möglichkeiten: Reparatur der Bruchsteinwand oder Verschlämmen der Fassade.
Ratingen. Wer sich ein Bild vom aktuellen Streit um die Fassade des Bürgerhauses machen will, sollte sich das ehemalige Minoritenkloster um die Ecke anschauen. Dort vereinigen sich an einem Bauwerk die in Frage kommenden Oberflächen: An der Minoritenstraße - gegenüber der Commerzbank - findet sich eine verputzte Fassade, wie sie der Landeskonservator und manche Restaurierungsexperten auch am liebsten an der Giebelwand des Bürgerhauses sehen würde.
Die weiß gestrichene Oberfläche lässt die Steinstruktur darunter noch erkennen. Viel deutlicher ist das natürlich bei der reinen Bruchsteinfassade der Fall. Die kann man um die Ecke im Minoritenhof bestaunen, wo eine Klosterwand noch aus den grob behauenen Steinen besteht.
Landeskonservator Frank Kretzschmar warf gestern im Planungsausschuss für das Verputzen wichtige Argumente in die Waagschale: Erstens war das Bürgerhaus früher schon einmal verputzt gewesen - und zwar komplett.
Als Beleg dafür zeigte Kretzschmar alte Fotos aus den 20er-Jahren. Erst später wurde der Putz entfernt und der historischer wirkende Bruchstein als Oberfläche freigelegt. Also wäre das sogar aus denkmalpflegerischer Sicht ein "Zurück zu den Wurzeln". Zweitens ist die Fassade mit einem zweilagigen Kalkputz deutlich haltbarer und unempfindlicher gegen Witterungseinflüsse.
"Wir würden die Mauer verputzen, um sie zu retten", sagte Kretzschmar. Er wies zudem darauf hin, dass nach dem Krieg durch Umbauten mehr historische Substanz des Bürgerhauses verlorenging als durch den Krieg. Keller, Dachstuhl, Decken - all das entspreche nicht mehr dem Original.
Als Alternative bietet sich eine aufwändige Stein-für-Stein-sanierung an. "In der Fassade sind auch sehr weiche Ton-Schiefer-Steine verbaut worden", sagt Manfred Pannes, stellvertretender Leiter des Hochbauamtes. Die müssten erneuert werden, ebenso die Fugen, aus denen der Mörtel gerieselt ist. Etwa ein Drittel der Giebelwand ist ein Sanierungsfall.
Die Politik kann sich mit einem weißen Kalkputz auf dem Nordgiebel noch nicht anfreunden - im Gegenteil. Es herrscht eine seltene Einigkeit zwischen CDU und Bürger Union, die die Bruchsteinfassade erhalten wollen, wobei möglichst auch originale Steine verbaut werden sollen. Bürgermeister Harald Birkenkamp, der die Giebelsanierung zur Chefsache gemacht hat, sagte der WZ: "Auch wenn es teurer wäre, muss man beim Bruchstein bleiben. Wir können den Bürgern nicht zumuten, dass sie am Bürgerhaus drei Seiten mit Bruchstein und eine Seite mit Putz vorfinden."
Bis Mitte August soll die Verwaltung eine Drucksache mit den verschiedenen Varianten erstellen. Der Landeskonservator muss letztlich aber seinen Segen dazu geben. Stellt er sich quer, will man in die nächst höhere Instanz gehen. Dass der Landeskonservator überhaupt mitredet, hat mit dem hohen Stellenwert des Bürgerhauses als Denkmal zu tun.