Ratingen: Jetzt planen die Kinder mit

An der Schützenstraße wurde eine neue Anlage für 70 000 Euro umgebaut. Früher gab es im Etat 500 Euro pro Spielplatz und Jahr.

Ratingen. "Voll cool, das Teil!" Dass der sechsjährige Sven begeistert und vollauf zufrieden ist, lässt sich nicht übersehen und überhören. Zusammen mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft hat er am Mittwochmittag den neu ausgebauten Spielplatz Ecke Schützenstraße/An der Lilie in Beschlag genommen. Besonders angetan hat ist er von dem Kletter-Kombi-Gerät mit drei Türmen, die durch Brücken verbunden sind. Andere mühen sich am neuen Kletternetz ab oder sausen die Rutsche oder Feuerwehrstange herunter.

Rund 100 Kinder und auch zahlreiche Anwohner waren am Mittwoch zur Freigabe und Einweihung des Spielplatzes gekommen. 70 000 Euro reine Baukosten hat die Stadt in das 900 Quadratmeter große Gelände investiert. Für die Benutzer war es ein großer Tag, für das Jugendamt nur ein weiterer Schritt bei der Umsetzung des Spielplatzkonzeptes. Seit Jahren steht die Runderneuerung der Spielplätze im Stadtgebiet auf der Agenda. "Angefangen haben wir Mitte der 90er-Jahre mit dem Spielflächenentwicklungsplan", erinnert sich Michael Hansmeier vom Jugendamt. Für die Unterhaltung aller 120 Spielplätze im Stadtgebiet stand ein Etat von 120 000 Mark zur Verfügung - also umgerechnet 500 Euro pro Anlage. Dieses bescheidene Budget war kaum mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein: Es hätte rechnerisch 60 Jahre gedauert, bis alle Spielplätze repariert oder saniert gewesen wären. Die Politik gab daraufhin erheblich mehr Gelder frei. Außerdem wurde ein Masterplan Spielplatz erstellt, in dem neben einer aktuellen Zustandsbeschreibung auch die erforderlichen Maßnahmen aufgelistet wurden.

Zwischen 2003 und 2007 wurden 30 Anlagen komplett überholt oder gar neu konzipiert. Richtig viel ausgegeben hat die Stadt 2007: 421 000 Euro flossen in Neu- und Ergänzungsbauten.

Jetzt wird der Masterplan 2009-2013 umgesetzt. Das heißt, dass jährlich drei bis vier Spielplätze vollständig saniert werden. "Mehr ist auch personell nicht zu schaffen", erklärt Hansmeier. Mit Rutsche, Wippe und Schaukel ist es heutzutage nicht mehr getan. Mittlerweile werden die Spielplätze von Grund auf neu geplant - mit Beteiligung der Kinder, die ihre Ideen und Wünsche einbringen können. Die erforderliche Umgestaltung und Ausstattung mit zeitgemäßen Gerätschaften schlagen schnell mit mehreren 10 000 Euro zu Buche. Für dieses Jahr sind insgesamt 279 000 Euro veranschlagt.

Dieses Geld muss auch für Reparaturen und Geräteaustausch reichen. Da viele Anlagen schon 30 Jahre und mehr in Betrieb sind, sind die Gerätschaften entsprechend abgespielt. "Was marode ist, muss sofort abgebaut werden", sagt Hansmeier. "Für einen Neubau gelten dagegen strenge Kriterien: Alter der Anlage, Nutzung und Besucherfrequenz, Zahl der Kinder im Umfeld, Interesse der Bürgerschaft."

Das Interesse an dem eingeweihten Spielplatz war sehr groß. So hatte Anwohnerin Tanja Arendt eine Elterninitiative gegründet, die bei Firmen und Privatleuten 1280 Euro an Spenden gesammelt hat. Davon wird ein Spielhaus speziell für Kleinkinder finanziert.