Ratinger Linke: Fraktion geplatzt

Sadiye Cemaloglu will mit ihrem Ratsmandat zur SPD wechseln.

Ratingen. Die Fraktion Ratinger Linke ist geplatzt: Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sadiye Cemaloglu trat am Mittwoch nicht nur aus der Partei, sondern auch aus der Fraktion aus. Damit ist die zweiköpfige Fraktion aufgelöst. Vorsitzender Manfred Evers sagte, er trage "die politische Verantwortung für das Geschehene". Lachender Dritter ist übrigens SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow. Denn Cemaloglu will ihr Ratsmandat behalten und in die SPD eintreten. Deren Fraktion würde dann auf 13 Köpfe anwachsen.

Der Coup war offensichtlich schon länger geplant, kam aber für Evers dennoch überraschend. Dem Vernehmen nach hat es zwischen der 32-jährigen Studentin und dem Fraktionsvorsitzenden schon länger Spannungen gegeben. Angeblich hatte sie ihre hohe zeitliche Belastung durch Job, Studium und Vorsitz beim alevitischen Kulturverein als Gründe dafür angeführt, dass sie die Ratsarbeit nicht im erforderlichen Maße erfüllen könnte.

Auch bei Fraktionssitzungen soll sie oft gefehlt haben. "Ich habe mich bei der Aufstellung der Reserveliste zur Kommunalwahl persönlich für sie stark gemacht - und das ist jetzt in die Hose gegangen", sagte am Mittwoch ein spürbar enttäuschter Evers. Ob er weiterhin sein Ratsmandat wahrnehme, hänge auch davon ab, ob er weiterhin das Vertrauen der Parteikollegen genieße. Nicht akzeptabel findet er, dass Cemaloglu ihr Ratsmandat behalten will: "Es wurde doch die Partei und nicht die Person gewählt", sagte Evers.

Cemaloglu legte in einer schriftlichen Erklärung, die unserer Zeitung vorliegt, ihre Gründe dar. Sie sei aus Ärger über die Agenda-Reformen 2007 aus der SPD ausgetreten, zur Linkspartei gewechselt und habe für die Kommunalwahl kandidiert. Wegen "unüberbrückbarer inhaltlicher und persönlicher Differenzen" mit Mitgliedern der Ratinger Linke sei das Verhältnis mittlerweile aber zerrüttet.

Sie sehe die Ratinger Linke "in einer politischen Sackgasse", gleichzeitig die SPD in Bund, Land und Stadt neu aufgestellt. "Deshalb habe ich mich entschieden, erneut Mitglied der SPD zu werden und meinen kommunalpolitischen Beitrag bei der SPD-Fraktion Ratingen zu leisten."

Wiglow freute sich, dass seine Fraktion wächst. "Wir sind offen für alle und freuen uns über jeden, der zurückkommt." Die Mitnahme des Ratsmandates wolle er nicht bewerten, sie sei aber rechtlich zulässig. Der Verlust des Fraktionsstatus bedeutet für die Ratinger Linke nicht nur den Verzicht auf ein eigenes Büro im Rathaus und entsprechende Zuwendungen, sondern auch eine schwächere Vertretung in manchen Ausschüssen.