RatingerJonges: Die Sonne strahlt bis in den Eiskeller
Die Sanierung des Dicken Turms ist fast abgeschlossen. Am Freitag laden die Jonges deshalb zum dritten Turmfest ein.
Ratingen. Dass sich Bauarbeiten gewaltig in die Länge ziehen können, ist bekannt. Dass es auch andersherum gehen kann, zeigen derzeit die Ratinger Jonges, die mit der Sanierung des Dicken Turms dieser Tage auf die Zielgerade eingebogen sind.
Drei bis vier Jahre hatten sie bei Baubeginn im März 2007 für das Projekt noch veranschlagt, anderthalb werden es letztlich sein.
Nur bis der Turm trocken ist, das kann noch etwas länger dauern. "Der Turm wurde schließlich 500 Jahre lang gut gewässert", sagt Jonges-Baas Georg Hoberg lachend. "Wir tragen jeden Tag zwei Eimer Wasser heraus", bestätigt Klaus Hamacher, der als Ingenieur und Jonges-Mitglied besonders intensiv an der Restaurierung arbeitet. Regelmäßig steigt er die ausgetretenen Stufen in den Turmkeller hinunter.
Dort, wo früher die Armenküche und später ein Lebensmittellager war, im sogenannten Eiskeller, steht jetzt der Raumentfeuchter. "Oben ist es schon fast trocken, in der Mitte nur feucht und hier unten klatschnass", sagt Hamacher.
Durch eine Panzerglasscheibe in der Decke fällt etwas Tageslicht ein. Wie kann das sein, im Keller? Das mit dem Licht ist Hamacher während des Umbaus aufgegangen: In der Turmmitte gab es nämlich früher kreisrunde Öffnungen, durch die Material oder Munition gehievt wurde. Die Jonges haben die Öffnungen wieder freigelegt und mit Glasplatten versiegelt. Jetzt kann man vom Keller bis unters Dach schauen - und die Sonne strahlt durch alle drei Stockwerke.
Auch unter dem Dach, das als erstes über dem Turm errichtet wurde, hat sich in den vergangenen Monaten viel getan. Der kreisrunde Raum sieht mit seinem hellen Holzgebälk schon richtig wohnlich aus, die Stromkabel wurden raffiniert unter dem Putz zwischen den Steinen versteckt.
Wer die Heizung entdecken will, muss schon sehr gut hinsehen: Ringsum hängen über den Köpfen klare Gläser am Mauerwerk. "Das sind Infrarot-Heizstrahler", erklärt Hamacher. Neueste Technik sorgt dafür, dass das 600 Jahre alte Gemäuer seinen historischen Charme behält.
Die Jonges sind sichtlich stolz auf das Erreichte. Und dankbar für die viele Hilfe, die sie schon erhalten haben. Von den bisher ausgegebenen rund 95 000 Euro hat die NRW-Stiftung ein Drittel beigesteuert, ein Drittel die Vereinskasse und stolze 36 000 Euro kamen bisher beim Verkauf der "Dicker Turm"-Bausteine zusammen.
"So viel über Spenden hereinzuholen ist auch landesweit eine überragende Leistung", bescheinigte den Jonges gestern Winfried Raffel von der NRW-Stiftung. Auch von den beteiligten Handwerkern kam viel Unterstützung - einige arbeiteten ohne Lohn und berechneten nur das Material.
Dennoch: Bis zur Einweihung, die im Herbst geplant ist, müssen noch einmal etwa 50 000 Euro ausgegeben werden, erklärt Georg Hoberg. Zum Glück ist da noch die Stadtverwaltung, die die Räume später vielleicht für repräsentative Zwecke nutzen könnte - und ebenfalls zur Finanzierung beiträgt. "Und wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen", meint der Jonges-Baas.