Scheibenwischer begeistern ihre Fans

Jetzt trat das Ensemble mit neuem Programm in der Kathedrale im Schlupkothen auf.

Foto: Janicki

Wülfrath. Ein Festival für die Lachmuskeln — die Scheibenwischer unterhielten das Publikum in der voll besetzten Kathedrale in Schlupkothen mit Slapstick, Frivolität, Lokalkolorit bis hin zu gesellschaftskritischer Lyrik: „Das Land, in dem ich leben will“ war eine Utopie im Stil von Reinhard May, von Lothar Meunier am Piano vorgetragen.

Überwiegend sollte und durfte gelacht werden. Es gab herrliche Szenen, in denen ein Maître das Hotelpersonal schult: Gabel links, Messer rechts und draußen gibt es nur Kännchen. Dazwischen: „Herr Ober, einen Zahnstocher, bitte.“ „Sind im Moment alle besetzt.“ Oder „Herr Ober, was macht die Fliege auf der Sahne?“ „Skilaufen.“

Das Publikum war begeistert. Auch das just beendete Gedenkjahr der Reformation wurde nicht ausgespart — mit 95 Prothesen und einem Wartburg. Es ist schon bewundernswert, wie diese Truppe mit Witz und sprühenden Ideen jedes Jahr neue Programme erarbeitet, und das für jeweils nur drei Vorstellungen. Da sind schon enormer Idealismus und Freude an der Sache vonnöten. Thomas Ackermann und Ulrich Neumann sind seit 1970 dabei. Aber auch die drei Damen Barbara Fuchs (seit 1999), Martina Seidel und Jennifer Schulz komplettieren das Ensemble seit weit mehr als einem Jahrzehnt und erspielten sich in diversen Szenen Jubel und Beifall.

Die Politik wurde nicht ausgespart: Welcher Idiot hat sich die Groko ausgedacht? Claudia Panke, Barbara Lorenz Allendorf und Wolfgang Peetz — Stadtgrößen wurden aufs Korn genommen. Köstlich die Märchenstunde: Wie haben wir bloß früher überlebt? Ohne Autogurt, Fahrradhelm und trotz der Farben mit Kadmium und Blei? Ohne Handy! Und niemand brachte uns zur Schule! Herrlich auch die zwei Alten auf der Parkbank: Wer war der Älteste beim letzten Abendmahl? Na klar: Jesus. Alle anderen waren Jünger.

Der Fangemeinde der Scheibenwischer konnte gar nicht genug solcher Sketche präsentiert werden und der Beifall erfuhr ein großartiges crescendo. Riesigen Applaus erhielt Hendrik Schlieper, der mit musikalischem Vortrag aus Musicals, wie Evita und Phantom der Oper köstliche Persiflagen auf die Kommunalpolitik schuf. Dem Traumschiff entlehnt wurde das Dessert per Feuerwerk gereicht, zur bekannten Melodie marschierten die Darsteller Leuchtröhren schwingend durch den Saal. Ein vergnüglicher Abend. eise