Schutz für die Wehranlagen

Die Arbeiten an den Kasematten am Schloss Hardenberg stehen vor dem Ende.

Foto: Simone Bahrmann

Es gibt sie, die guten Nachrichten für Neviges und die Baustelle am Schloss Hardenberg: Es geht vorwärts und bis zum Herbst sollen die Erhaltungsmaßnahmen an den Kasematten abgeschlossen sein. Diese Nachrichten sorgten bei einer Ortsbesichtigung, die der Schlossförderverein organisiert hatte, für freudige Gesichter.

Aber es gibt auch den kräftigen Schuss Wasser, der in den Wein geschüttet werden muss. Das Haupthaus wird — zumindest in der näheren Zukunft — nicht renoviert. Das zunächst dafür vorgesehene Geld ist in den Erhalt der Wehranlagen gesteckt worden. „Die sind was ganz Besonderes“, sagte Joachim Zeune, Burgenforscher und federführend für das Projekt.

Joachim Zeune, Burgenforscher

Er habe zuvor eine solche Wehranlage noch nie gesehen. „Mit einem recht einfachen Kunstgriff haben die Besitzer im 16. Jahrhundert dafür gesorgt, dass aus einer Schlossanlage eine richtig wehrhafte Festung wurde“, schwärmte er. Zwei ähnliche Objekte hat er ausgemacht. Dennoch seien die nicht so einzigartig. „Es ist genial, dass wir das Bauwerk retten können.“

Was macht die Wehranlage so besonders? Sie wurde ausgebaut, indem an allen vier Mauern ein Wehrgang überwölbt wurde, anschließend wurde das Ganze noch mit Erde angefüllt. „Das machte sie so robust gegen Artillerie-Beschuss“, so der Forscher.

Was den Zustand der Kasematten anging, haben er und die beteiligten Firmen ganze Arbeit leisten müssen. Die Mauern waren durch Regen, Witterung und Bewuchs abgeplatzt. „Es wurden zu wenig Schalensteine verwendet“, sagte Zeune. An vielen Stellen musste die völlig marode Mauer komplett abgetragen und ganz neu aufgebaut werden, was dann im Ergebnis deutlich vom Original abweicht. Schließlich mussten die Herren von Berg und Jülich sich nicht an Statik-Vorgaben des 21. Jahrhunderts halten.

Zwei der Kasematten-Gänge sollen für Besucher geöffnet werden, zwei bleiben den dort residierenden Fledermäusen vorbehalten. Die Zusammenarbeit mit den Naturschützern laufe sehr gut, wurde auch bei der Besichtigung von allen Seiten betont.

Sachverständiger Frank Todt erklärte, er vermute zum Teil ganz seltene Fledermäuse, die fast schon ausgestorben waren. Aber er verstehe auch die Anliegen des Fördervereins und der Denkmalschützer. Er könne sich — auf lange Sicht — vorstellen, dass in einem Wehrturm die Fledermaus eine Heimat hätte und man sie beobachten könne, mit modernster Technik versteht sich. Das falle allerdings noch in die Kategorie „Zukunftsmusik“.

Als „Bonbönchen“ obendrauf bekamen die rund 100 Besucher die Gelegenheit, durch einen gesäuberten Kasematten-Gang zu gehen. Dabei konnten sie unter anderem einen Blick durch restaurierte Schießscharten nach außen wagen.

Zum Abschluss berichtete Fördervereins-Chef Peter Egen, dass es „erste erfreuliche Ansätze für das Herrenhaus“ gebe. Aber, „ohne tragbares Nutzungskonzept funktioniert es nicht.“ Und das wiederum gibt es noch nicht.