Segel locken auf die Liegewiese
Rund 120 Langenberger machten mit beim „Kunst-Happening“ im Nizzabad.
Langenberg. Kunstaktion pro Nizzabad: Bunt bemalte Segel und eine satt klingende Blechkapelle lockten am Sonntag rund 120 Gäste auf die Liegewiese. Ganz ohne Badehose, dafür mit Äpfeln, Stangenbrot und Käseplatten machten es sich die Freibad-Freunde gemütlich.
„Wir eröffnen das Kunst-Freibad Langenberg“, verkündete Norbert Bauer, Künstler und Vorstand des Kunsthauses Langenberg, der die Aktion organisiert hatte. Nicht nur für den Erhalt des Langenberger Freibades soll sie werben, sondern insgesamt zeigen, dass Langenberg frischen Wind braucht.
In einer „Prozession“ hatten zuvor Kunstfreunde 45 dreieckige Segel vom Kunsthaus zum Freibad getragen und die Werke am Rand der Wiese aufgestellt. Die Kunstsegel stammen von der Kunstaktion „Tuchfühlung I“. Sie zeigten Farbflecken, wuschelige Kunstfell-Aufnäher, Fotos, Ex-Kanzler Helmut Kohl als Lügenbaron — Kunst der 1990er-Jahre. Von den früher 120 Segeln des Kunsthauses seien viele verkauft, so Bauer, einige an die Künstler zurück gegeben worden. „Wir stellen sie gern zur Verfügung, um das Bad attraktiver zu machen.
Verkleidet als Eisbär — dem Maskottchen der Initiative „Pro Nizzabad“ — informierte Editha Roetger die Gäste aus Sicht der Kämpfer für den Erhalt des Freibads: „Es soll 55 000 Euro im Jahr kosten, das Freibad zu öffnen. Aber wofür genau, hat uns niemand erklärt.“ Sicher könne man etwas sparen, auch wenn man den Freibereich öffne. Die Wellenanlage etwa könnte ausgeschaltet bleiben.
Wo das Geld seiner Ansicht nach verbaut ist, zeigte Bauer auf dem Weg ins Nizzatal. Mit einer Eimerkette füllten die Demonstranten Wasser vom Deilbach in einen trockenen Kanal. „Dieses Bachbett anzulegen, hat 285 000 Euro gekostet“, sagte Norbert Bauer. Das künstliche Rinnsal nennt er den „Langenberger Blaumilchkanal“ — der Name entstammt einem absurden Bauprojekt in einer Ephraim-Kishon-Satire.
Warum hängt Editha Roetger so am Nizzabad? „Ich finde die Landschaft hier besonders schön. Außerdem ist es nostalgisch. Das Bad ist von 1938“, sagte die Wahl-Langenbergerin.
„Ich bin als Kind schon im Freibad gewesen“, sagte Besucherin Annette Böhm. „Was soll man sonst auch hier machen?“ Ihre ganze Familie sei für den Erhalt des Nizzabades, erklärte die 33-Jährige.
Für Künstler Norbert Bauer steht fest, dass in dem Bad Akzente gesetzt werden müssten: „Eine Sauna müsste her, ein Cocktailbereich. Vielleicht eine Bühne.“ Dann würde das Bad auch attraktiver und mehr besucht.