Wülfrath SU: Susann Seidel gibt wertvolle Tipps zur Pflegeversicherung

Wülfrath · Warum Gutachter mit ihrer Einschätzung öfters danebenliegen.

Immer mehr Menschen werden pflegebedürftig. Dabei ist einiges zu beachten, damit die Hilfe auch in Anspruch genommen werden kann.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Schwere Kost hatte sich die Senioren-Union (SU) bei ihrem jüngsten Stammtisch in der Gaststätte „Zum alten Rathaus“ verordnet. Über das Thema Pflegeversicherung und alle möglichen Facetten der Pflege sprach Susann Seidel vom Sozialamt. Sie arbeitet im sozialen Dienst und ist auch in der Wohnberatung tätig. Zunächst ging es erst einmal um die Fragen, welche Pflegegrade es gibt, wie der Antrag gestellt wird und für welche Beeinträchtigung welche Leistungen erbracht werden.

Zwei Stunden müssen Gutachtern für ihre Einschätzung reichen

Susann Seidel führte aus, dass der Antrag bei der Pflegekasse gestellt werden muss. Diese ist bei der Krankenkasse angesiedelt. Der Medizinische Dienst beauftragt dann einen Gutachter, der die Selbstständigkeit der Person feststellen muss. Insgesamt sind dafür zwei Stunden vorgesehen. Und an diesem Punkt beginnt oft das Dilemma, wie die Sozialamtsmitarbeiterin berichtete: „Man stellt sich immer selbstständiger vor, als man ist.“ Schambesetzte Themen wie zum Beispiel Inkontinenz würden oft nicht angesprochen. Also könne der Gutachter in solchen Fällen auch mit seiner Einschätzung des Pflegegrades danebenliegen, was wiederum einen Einspruch notwendig mache. An dieser Stelle riet Susann Seidel, sich an das Sozialamt zu wenden. „Wir helfen bei den Widersprüchen.“

Von den Anwesenden wurde vor allem der „Entlastungsbeitrag ambulant zweckgebunden“ diskutiert. Es geht um 125 Euro monatlich, die für Hilfe im Haushalt – Putzen, Einkaufen, Gartenarbeit oder dergleichen – nur für geschulte Personen verwendet werden dürfen. „Eine Putzhilfe mit medizinischer Vorbildung?“, fragte eine Frau. Susann Seidel musste dies bejahen. Auch die Höhe der Summe schien den Anwesenden viel zu gering. Und: Verwandte bis zum zweiten Grad dürfen dieses Geld nicht annehmen. „Die Pflegeversicherung ist keine Vollkaskoversicherung“, so Susann Seidel. Die Leistungen seien nicht mehr geworden, aber schwerer zu durchschauen.

Ein wichtiges Thema für die Zuhörer war auch, wie man sich Lebensmittel nach Hause liefern lassen kann. Der Supermarkt im Zentrum biete dies nicht an. Susann Seidel riet, sich zum Beispiel an die Pfadfinder oder den Freiwilligendienst zu wenden.

Eine Teilnehmerin berichtete von drei hochbetagten Menschen, die sieben Stufen bewältigen müssen, um zu ihren Wohnungen zu gelangen. Dies sei in Zukunft ein Problem. Susann Seidel hatte einen Lösungsvorschlag. Wenn alle drei Personen 4000 Euro für Wohnraumanpassung beantragen, sei zusammen ein Treppenlift finanzierbar. Natürlich müsse der Vermieter dem Vorhaben vor der Umsetzung zustimmen.