Neviges Singen nur in Turnschuhen erlaubt

Neviges. · Nachdem das Corona-Virus seit März das Leben durcheinander wirbelt, wird in vielen Bereichen versucht, ganz langsam unter mehr oder weniger restriktiven Auflagen zu einer Normalität zurückzukehren. Mitglieder von Chören zum Beispiel proben wieder, müssen dabei aber nach vorn und zur Seite meterweit Abstand zueinander halten, was ein Üben in größerer Anzahl in den gewohnten Räumen erheblich einschränkt oder praktisch ausschließt.

In der Turnhalle an der Tönisheider Straße probt der Rhythmuschor Neviges mit viel Abstand zwischen den Sängerinnen und Sängern für sein Konzert am ersten Advent.

Foto: Ulrich Bangert

„Konkret sind das vier Meter in Ausstoßrichtung und zwei Meter Seitenstand beziehungsweise 1,5 Meter im Sitzen“, erläutert Brigitte Hagling, Vorsitzende von Rhythmus- und Rhythmus-Parenten-Chor die Mindestabstände. „Da ist nicht allzu viel möglich.“ Nach den Sommerferien haben die Chöre den Probebetrieb deshalb erst nach Stimmen sortiert in kleinen Gruppen wieder aufgenommen. „Wer Bedenken hat, muss nicht kommen“, betont die Nevigeserin, und wer Erkältungssymptome oder Unwohlsein anderer Art aufweist, war ohnehin angehalten, zu Hause zu bleiben. Mit rund 30 großen und kleinen Sängerinnen und Sängern sind immerhin Zweidrittel der fast 45 Mitglieder zählenden Ensembles an Bord.

Am Sonntag stand unter Leitung von Manfred Hagling die Probe aller Sänger beider Chöre an – erstmals seit dem Lockdown und aus Platzgründen zum ersten Mal überhaupt in einer Turnhalle. Neben den Mindestabständen war nach jeweils einer Stunde eine Pause vorgeschrieben – und galt auch in der Halle Tönisheider Straße: Betreten nur mit Turnschuhen oder Stoppersocken. Hagling zog anschließend eine positive Bilanz. „Endlich wieder ein Chorklang mit allen Stimmen“, freute sich der Nevigeser, wenn auch die Akustik nicht gerade Konzertsaalqualität hatte. „Das nimmt man aber gern in Kauf, wenn der komplette Chor wieder singen darf.“ Mit der Vorbereitung für das Adventskonzert im Dom sei man sehr gut vorangekommen. „Wir wollen vorbereitet sein – wenn wir denn dürfen.“ Das steht jedoch noch in den Sternen: „Im Moment entwickeln sich die Dinge sehr dynamisch“, sagt Brigitte Hagling.

Kein Weihnachrtsmarkt
des Pfarrcäcilienchors

Bis 31. Dezember gelten zunächst strenge Auflagen für Großveranstaltungen. Welche Regeln am ersten Advent gelten, wieviel Besucher in den Dom dürfen, wie deren Daten erfasst werden, um eventuelle Infektionsketten zu verfolgen und ob die Chöre das überhaupt stemmen können – das sind die Fragen, die Haglings Truppe zur Zeit bewegt. „Außerdem müssen wir noch mit dem neuen Seelsorge- und Wallfahrtsteam über die Veranstaltung sprechen.“ Ein Termin steht noch aus; man wollte die Abbés der Gemeinschaft St. Martin, die zum 1. September die Nachfolge der Franziskaner antraten, nicht gleich zu Beginn mit dem Anliegen der Chöre überfallen. Die endgültige Entscheidung, ob es im 43. Jahr ein Adventskonzert gibt, soll nun bis zum 15. Oktober fallen. Sicher ist allerdings schon jetzt: Sollte es tatsächlich möglich sein, das Konzert in wie auch immer gearteter Form stattfinden zu lassen, wird erstmals der anschließende gemütliche Teil auf dem Platz vor dem Mariendom entfallen. Der Pfarrcäcilienchor hat seinen traditionellen Weihnachtsmarkt bereits aus Sicherheitsgründen abgesagt.

Ein Schritt zurück in die Normalität ist hingegen die Beteiligung des Rhythmus-Chors am neuen Programm der Kulturstrolche. Ziel der Aktion ist, Kinder des zweiten bis vierten Schuljahres zu einer kulturellen Erkundungstour anzuregen. So möchte der Chor als Kooperationspartner der Stadt Velbert für die Sparte „Musik“ die Kleinen mit Bewegungsspielen, rhythmischen Raffinessen und Konzentrationsübungen mit Pep und Spaß begeistern, denn „der Rhythmus macht die Musik“, sagt Chordirektor Manfred Hagling. Beim Besuch im Musikalische Erlebniszentrum in der Tönisheider Straße 51 lernt der Nachwuchs fast zwei Dutzend Instrumente vom Akkordeon bis zur Triangel kennen, darf den Chorleiter und seine Dozenten mit Fragen löchern und kann entdecken, wieviel Spaß die Kombination von Musik und Bewegung macht. Rhythmische Erziehung fördere die Kreativität und die Feinmotorik der Kinder und die Entwicklung der Persönlichkeit, sagt Manfred Hagling: „Musiker sind schlauer als alle anderen.“