„Speedcubing“-Turnier: Rasend schnell mit Würfel
Beim „Speedcubing“ in der Jugendherberge war der Weltranglisten-Erste am Start.
Velbert. Tatort: Die Jugendherberge Am Buschberg. Hinter der Tür mit der Aufschrift „Seminarraum II“ sind seltsame Geräusche zu hören. Es klackert. Ein bisschen wie in einer Nähfabrik. Ansonsten Stille. Öffnet man die Tür, offenbart sich die Quelle: Rund 40 junge Menschen sitzen an Tischen und drehen Zauberwürfel — beim ersten Velberter Turnier im „Speedcubing“.
Darin maßen sich am Wochenende Teilnehmer aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien in unterschiedlichen Disziplinen — vom klassischen „Rubik’s Cube“ über Puzzles in Pyramidenform bis zur größten Herausforderung: dem blinden Lösen in maximal fünf Minuten.
Gerade läuft die Kategorie „Fewest Moves“: Die Teilnehmer haben eine Stunde Zeit, um einen Zauberwürfel mit den wenigsten Zügen zu lösen. „Thirty minutes left — noch 30 Minuten!“, ruft Kim Kattelans in den Raum. Zusammen mit ihrem Freund, dem Velberter Marcel Peters, organisiert die 21-Jährige das Turnier. Die Teilnehmerkartei bauten sie über das Internet auf, denn Mitstreiter und Turniere im „Speedcubing“ gibt es weltweit.
Mit dabei ist Sebastian Weyer aus Willich, Weltranglisten-Erster. Während einige seiner Rivalen konzentriert rote, grüne und gelbe Würfelseiten kombinieren, zwischendurch aus der Wasserflasche trinken, erklärt der 15-Jährige, was ein Cube-Sportler benötigt, um erfolgreich zu werden: „Erst einmal braucht man einen guten Würfel, der mit Silikonspray geschmiert ist. Dann muss man die Zugfolgen auswendig lernen.“ Denn beliebiges Ausprobieren führe selten zum Ziel.
„Man braucht Geduld — bis die Schritte automatisiert sind. Und dann kann man üben, immer schneller zu werden.“ Wenn es um Tempo geht, schafft Organisator Marcel Peters den altbewährten Zauberwürfel in 19 Sekunden.
Die Verletzungsgefahr sei gering, „allerdings können bei längerer Beschäftigung die Muskeln müde werden und die Sehnen schmerzen, vor allem beim Lösen mit einer Hand,“ so Peters. Das können die Teilnehmer nach fast einer Stunde bestätigen: „Five minutes left — noch fünf Minuten!“, ruft Kattelans in den Raum.
„Wir werden das Velberter Turnier sicher wiederholen, es soll aber nicht größer werden“, sagt Peters. Bei 40 Mitspielern, die mehrheitlich in der Jugendherberge übernachten, sei die Atmosphäre entspannter. „Man kennt jeden, die Kommunikation ist einfacher.“ Das sei bei Turnieren mit 300 Teilnehmern anders, bemerkt der 23-Jährige, während er permanent an einem Zauberwürfel dreht. „In der S-Bahn ist das klasse. Andere lesen ein Buch, ich löse Würfel.“
Es ist nicht seine einzige Nebenbeschäftigung: „Ich studiere Bauingenieurwesen und mache während der Uni-Vorlesungen immer Pen Spinning. Das ist die Fähigkeit, einen Stift möglichst stilvoll mit der Hand und den Fingern zu drehen.“
„One minute left — noch eine Minute!“, ruft Kattelans in den Raum. Rot, Grün, Gelb, Blau, Weiß, Orange. Alle Farben vereinigt. Fertig. „Das kann jeder lernen“, sagt Peters. Aber nicht jeder hat das ausreichende Durchhaltevermögen.